Eichelhäher (Garrulus garrulus) im Zoo Dortmund
© Ilona Schappert, Zoo Dortmund
Ordnung: Sperlingsvögel (PASSERIFORMES)
Unterordnung: Singvögel (OSCINES)
Familie: Raben (Corvidae)
Eichelhäher
Garrulus glandarius • The Eurasian Jay • Le geai des chênes
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der Eichelhäher ist als einheimische Art von einer gewissen kulturellen Bedeutung und wegen seiner Fähigkeit, Stimmen zu imitieren, interessant für die Zoopädagogik. Als auffällig gefärbter und geschäftiger Vogel findet er die Aufmerksamkeit des Publikums und kann als eingesetzt werden, um auf den vielfach schlechten Zustand unserer Wälder aufmerksam zu machen. Körperbau und KörperfunktionenDer Eichelhäher erreicht eine Gesamtlänge von 34-35 (32-36) cm, eine Flügelspannweite von 52-58 cm und ein Gewicht von 120-190 (115-205) g. Der Scheitel ist bei der Nominatform weiß mit schwarzer Strichelung, bei anderen Unterarten sehr unterschiedlich gefärbt. Auch die Färbung des Gesichts variiert je nach Unterart. Alle haben aber einen auffälligen schwarzen Bartstreif und auffällig blau, schwarz und weiß gemusterte Flügel. Rücken Schultern und Unterseite sind weinrötlich, Hinterer Rücken, Bürzel und Unterschwanzdecken weiß, die Steuerfedern des Schwanzes schwarzbraun [3; 5, 6; 8]. VerbreitungEurasien: Fast ganz Europa, quer durch Zentral- und Ostasien bis nach Japan; Himalaya und hinterindische Gebirge. Das Brutareal umfasst in Europa 44, in Asien 19 und in Nordafrika 3 Länder oder abhängige Gebiete [1]. Lebensraum und LebensweiseEichelhäher besiedeln Laubwälder aller Art, namentlich solche mit Eichen, Buchen oder Hainbuchenbeständen, Mischwälder und auch Koniferenwälder, städtische Parks, Obstpflanzungen und größere, baumbestandene Gärten. Im Gebirge sind sie bis auf eine Höhe von 1'400 m, d.h bis in die Subalpine Stufe weit verbreitet. Die höchsten Brutnachweise liegen aber in der Schweiz aber bei 1'800 m. Sie ernähren sich hauptsächlich von Eicheln, Bucheckern und Nüssen, die sie im Herbst sammeln und als Wintervorrat verstecken. Im Frühjahr überwiegt dagegen tierische Nahrung, hauptsächlich Insektenlarven, Käfer und andere Wirbellose, wie Spinnen, Schnecken oder Regenwürmer, gelegentlich aber auch Reptilien, Mäuse, Spitzmäuse, Eier, Nestlinge und flügge Jungvögel. Wo die Bejagung der Art eingestellt wurde, konnten aber keine negativen Auswirkungen auf die Bestände anderer Vogelarten festgestellt werden [3; 5; 6; 8]. Das Nest wird durch beide Partner am Stamm junger Bäume oder in Büschen, selten an Gebäuden errichtet. Im April / Mai werden 5-6 (4-8) hell olivgrüne bis sandbraune, gefleckte, ca. 31.5x23 mm große Eier gelegt, die, oft vom ersten Ei an, abwechselnd von beiden Eltern während 16-19 Tagen bebrütet werden. Die Nestlingszeit beträgt etwa drei Wochen, danach werden die Jungen noch bis zu einem Monat geführt [3; 5; 9]. Gefährdung und SchutzDer Eichelhäher hat ein extrem großes Verbreitungsgebiet und sein Gesamtbestand liegt irgendwo zwischen 30 und 66 Millionen erwachsenen Individuen und wird als stabil angesehen. Er ist somit nicht gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) [1]. Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt und die Art fällt nicht unter das Berner Übereinkommen. In der Europäischen Vogelschutzrichtlinie (2009/147/EG) ist sie in Anhang II.B aufgeführt. Situation in Mitteleuropa: In den deutschsprachigen Ländern ist der Eichelhäher im Prinzip jagdbar, in Deutschland aber ganzjährig geschont. In der Schweiz wurden in den letzten Jahren Jahresstrecken vermeldet, die zwischen 14'095 Hähern im Jahr 1996 und 772 im Jahr 2023lagen. Die Bestände liegen in Deutschland bei 540-870'000, in der Schweiz bei 60-75'000, in Österreich bei 30-50'000, in Luxemburg bei 3-4'000 und in Lichtenstein bei 200-250 Brutpaaren [1; 7]. Bedeutung für den MenschenGebietsweise wird der Eichelhäher als Sport oder zur Gewinnung von Fleisch bejagt oder für den internationalen Tierhandel gefangen [1]. Mit seinem Warnruf macht der Eichelhäher nicht nur Artgenossen, sondern auch andere Vögel und Säugetiere auf Gefahren aufmerksam. Der Vogel ist deshalb bei Jägern, die oft Gestecke aus Eichelhäherfedern am Hut tragen, nicht sonderlich beliebt, wobei seine Bejagung auch mit dem Argument, er sei ein übler Nesträuber, zu legitimieren versucht wird. Früher war die Beurteilung der Art eine sehr negative, wie man bei BREHM nachlesen kann: "Leider besitzt der Heher andere Eigenschaften, wodurch er sich die gewonnene Gunst des Menschen bald wieder verscherzt. Er ist Allesfresser im ausgedehntesten Sinne des Wortes und der abscheulichste Nestzerstörer, welchen unsere Wälder aufzuweisen haben. Von der Maus oder dem jungen Vögelchen an bis zum kleinsten Kerbthiere ist kein lebendes Wesen vor ihm gesichert, und ebensowenig verschmäht er Eier, Früchte, Beeren und dergleichen. Im Herbste bilden Eicheln, Bücheln und Haselnüsse oft wochenlang seine Hauptnahrung. Die ersteren erweicht er im Kropfe, speit sie dann aus und zerspaltet sie; die letzteren zerhämmert er, wenn auch nicht ganz ohne Mühe, mit seinem kräftigen Schnabel. Gelegentlich seiner Eicheldiebereien nützt er in beschränktem Grade, indem er zur Anpflanzung der Waldbäume beiträgt. Im übrigen ist er durchaus nicht nützlich, sondern nur schädlich." Bei genauerer Betrachtung erhärtet sich aber der Verdacht der Schädlichkeit nicht [8]. HaltungDas Höchstalter in menschlicher Obhut wird mit 17 Jahren angegeben [5]. Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird in rund 55 Zoos gezeigt, die sich zu über einem Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: In Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es keine konkreten Mindestanforderungen an Gehege für Rabenvögel. Taxonomie und NomenklaturDer Eichelhäher wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Corvus Glandarius" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Garrulus wurde 1760 von dem französischen Zoologen Mathurin Jacques BRISSON eingeführt. Gegenwärtig werden 34 Unterarten anerkannt. In Mitteleuropa kommt die Nominatform vor [2]. |
Literatur und Internetquellen
- BIRDLIFE INTERNATIONAL (2017). Garrulus glandarius (amended version of 2016 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2017: e.T103723684A118779004. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2017-3.RLTS.T103723684A118779004.en und (2015). Garrulus glandarius. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T103723684A60181111. Downloaded on 22 January 2020.
- BREHM, A. E. (1882-1887)
- DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. & SARGATAL, J., eds. (1999)
- EIDG JAGDSTATISTIK
- GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
- GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
- KNAUS, P., MÜLLER, C., SATTLER, T., SCHMID, H. & STREBEL, N (2019)
- MAUMARY, L. et al. (2007)
- PFORR, M. & LIMBRUNNER, A. (1991