Haustaube

Stadttaube (Columba livia f. dom.) wildlebend im Tierpark Berlin
© Klaus Rudloff, Berlin

Ordnung: Taubenvögel (COLUMBIFORMES)
Familie: Tauben (Columbidae)
Unterfamilie: Eigentliche Tauben (Columbinae)

D NB 650

Haustaube

Columba livia f. dom. • The Domestic Pigeon • Le pigeon domestique

217 003 006 027 columba livia dom stadt brn PD1Stadttauben (Columba livia f. dom.) in Bern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

217 003 006 027 columba livia dom strasser oberreith PD1Strassertaube (Columba livia f. dom.) im Wild- und Freizeitpark Oberrreith © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

217 003 006 027 columba livia dom altenbg trommel Holzhausen KR1Altenburger Trommeltaube (Columba livia f. dom.) im Tiergehege des Bratwurstmuseums Holzhausen © Klaus Rudloff, Berlin

217 003 006 027 columba livia dom brief dessauLTPK KR1Brieftaube (Columba livia f. dom.) im Tierpark Dessau © Klaus Rudloff, Berlin

217 003 006 027 columba livia dom klaetscher lelken KR1Klätschertaube (Columba livia f. dom.) im Haustierpark Lelkendorf © Klaus Rudloff, Berlin

217 003 006 027 columba livia dom stadt BER KR1Balzende Stadttauben (Columba livia f. dom.) im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

217 003 006 027 columba livia dom stgaller fluegel walterzooSt. Galler Flügeltaube (Columba livia f. dom.), Nestlinge im Walter Zoo Gossau © Walter Zoo

217 003 006 027 columba livia dom abweiser aschersleben PD1Taubenabweiser über Glasscheibe im Zoo Aschersleben, um das Verkoten zu verhindern © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

217 003 006 027 columba livia dom taubenhaus neustrelitz PD1Lehrtaubenschlag im Tiergarten Neustrelitz © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

217 003 006 027 columba livia dom san marco PD1Stadttauben (Columba livia f. dom.) auf der Piazza San Marco in Venedig © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

217 003 006 027 columba livia dom san marco PD2Stadttauben (Columba livia f. dom.) auf der Piazza San Marco in Venedig. Das Taubenfüttern war 1984 noch erlaubt .. © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

217 003 006 027 columba livia dom senso ji PD1Stadttauben (Columba livia f. dom.) haben keinen Respekt vor Heiligtümern. Hier machen sie sich im Sensō-ji, einem buddhistischen Tempel in Tokios Stadtteil Asakusa breit © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

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Haustauben sind in fast jedem Zoo, Tier- oder Vogelpark anzutreffen. Oft handelt es sich um verwilderte Stadttauben, die sich an den Futterstellen des Parkgeflügels verköstigen, es werden aber auch zahlreiche der über 800 Taubenrassen gehalten. Die Problematik der verwilderten Stadttauben, die verschiedenen Zuchtzwecke und Qualzüchtungen bieten viel Stoff für die Zoopädagogik.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Haustaube wie auch deren verwilderte Form, die Stadttaube, stammen von der Felsentaube (Columba livia) ab, die heute noch die Felsküsten des Mittelmeerraumes besiedelt. Vermutlich schon vor 6'000 Jahren wurde die Felsentaube im Nahen Osten domestiziert. Die ersten Nachweise nördlich der Alpen sind etwa 3'500 Jahre alt. Wahrscheinlich wurden Tauben zuerst wegen ihres schmackhaften Fleisches gehalten. Früh wurden sie aber auch zur Nachrichtenübermittlung eingesetzt und erfuhren auch eine vielfältige kulturelle Bedeutung [6; 7; 8].

Verbreitung

Verwilderte Haustauben lassen sich oft nur schwer von der Felsentaube unterscheiden. Rassetauben zeigen eine enorme Bandbreite hinsichtlich Körperbaus, Färbung und Befiederung. Sie können in Sporttauben, Formen- und Farbentauben sowie Masttauben gegliedert werden. Sie kommen in den vier Hauptfarben Blau, Schwarz, Rot und Gelb, ferner in Weiß vor. Die Zeichnungsmuster der einzelnen Rassen sind sehr variabel. Bei den Sporttauben ist zu unterscheiden zwischen den auf Dauerleistung gezüchteten Reisetauben und den Tümmlertauben, die Kunstflieger sind. Bei den Formen- und Farbentauben gibt es Huhn-, Warzen-, Kropf-, Mövchen-, und Strukturtauben, wie z.B. Locken-, Perücken und Pfauentauben, manche Rassen mit befiederten Läufen. Ferner Trommeltauben, die nicht Gurren, sondern an Trommelschläge erinnernde Laute von sich geben.  Die schwerste Mastrasse, die Römertaube, erreicht ein Körpergewicht von 1 kg und eine Flügelspannweite von 1 m. Tauben legen normalerweise zwei Eier. Im Gegensatz zu den Küken der anderen Hausgeflügelarten sind Jungtauben blinde Nesthocker mit schütterem Dunenkleid. Während etwa 10 Tagen werden sie von den Eltern mit sogenannter Kropfmilch, einem Sekret der Kropfschleimhaut, ernährt [6; 8; 9].

Lebensraum und Lebensweise

In Deutschland umfasst der Verband Deutscher Rassetaubenzüchter e. V. (VDT) einige Hundert regionale und überregionale Rassetaubenzüchtervereine, die sich in drei Gruppen gliedern lassen: Ortsvereine, Sondervereine, die sich der Zucht ausgewählter Rassen widmen, und Flugtaubenvereine. Die höchst umfangreiche Liste der gepflegten Rassen kann von der Internetseite des Verbands heruntergeladen werden [14].

In Österreich existieren 14 einheimische Rassen, die von der Sparte Tauben des Rassezuchtverbands Österreichischer Kleintierzüchter betreut werden. Der erste Verein der Brieftaubenzüchter entstand 1874 in Wien. 1949 schlossen sich die diversen Brieftaubenvereine zu einem nationalen Verband zusammen [12; 13].

In der Schweiz gibt es etwa 2'000 organisierte Rassetaubenzüchter, von denen sich viele der Haltung und Zucht einer der 26 einheimischen Rassen widmen,  und ungefähr 400 Brieftaubenzüchter [3; 11].

Gefährdung und Schutz

Da Haustauben überwiegend als Hobby gehalten werden, liegen seitens der FAO keine Zahlen über den Weltbestand vor. Der Weltbestand an verwilderten Strassentauben wurden um 1990 auf rund 500 Millionen geschätzt [7]. Diese treten vielfach als Problemvögel auf, weil sie Gebäude verschmutzen und dadurch Schäden verursachen und weil sie, wenn auch selten, Krankheiten, etwa Ornithose oder Salmonellose auf den Menschen übertragen [5].

Gehaltene Tauben dienen je nach Rasse unterschiedlichen Zwecken: Brieftauben früher der Übermittlung von Nachrichten, heute der Verwendung in Flugwettbewerben, Purzler- und Rollertauben einem - allerdings anders gearteten - Flugsport, Riesentauben der Fleischproduktion, Formen-, Farben- und Strukturtauben Dekorationszwecken bzw. der Teilnahme an Schönheitswettbewerben.

Weiße Tauben wurden in allen Hochkulturen verehrt. Schon seit der Antike gelten sie als Symbol der Reinheit und der Friedfertigkeit. Im Alten Testament brachte eine Taube Noah die Nachricht vom Ende der Sintflut. In der christlichen Religion ist die weisse Taube die Übermittlerin des göttlichen Willens in Form des Heiligen Geistes, der sich kulturgeschichtlich auf die Fruchtbarkeitsgöttin Innana der Sumerer zurückführen lässt. Auch heute erfreut sich die Taube als Symbol des Friedens und der Liebe großer Beliebtheit, was eine emotionsfreie Diskussion des "Taubenproblems" und dessen Lösung in vielen Städten erschwert oder verunmöglicht [7].

In Venedig sind die Stadttauben wegen ihrer Menge und Zutraulich- bis Zudringlichkeit einerseits eine Touristenattraktion, andererseits ein Problem für Gesundheit und Kulturdenkmäler. Der Sindaco hat deshalb 2008 eine Verordnung erlassen, nach der das Füttern der Tauben auf dem Markusplatz mit einer Buße bis zu 500 € geahndet wird. "Die Tauben von San Marco" wurden übrigen von Johann STRAUSS Sohn als Polka française Op. 414 im Rahmen der Operette "Eine Nacht in Venedig" (1884) musikalisch verewigt. Ein anderer, den Staddtauben gedwidmeter musikalischer Klassiker ist das Lied "Gemma Tauben vergiften im Park" (1958)  von Georg KREISLER.

Bedeutung für den Menschen

Die Haltung von Haustauben erfolgt freifliegend oder in konventionellen oder für das Publikum begehbaren Volieren, oft in Gesellschaft mit anderem Hausgeflügel. Bei freifliegenden Tauben dienen Taubenschläge, dier es in den unterschiedlichsten Ausführungen gibt, als Unterkunft.

Haltung in europäischen Zoos: Haustauben gibt es praktisch in jedem Zoo, und seien es nur verwilderte Straßentauben die an den Futtertrögen des Wasser- und Parkgeflügels parasitieren. Es werden über 120 verschiedene Taubenrassen gehalten. Für rund 200 Haltungen macht die Zootierliste keine Angabe zur Rasse. Die beliebteste Rasse ist die Pfautaube mit 120 Haltungen. Viele Zoos beschränken sich auf eine Rasse, andere zeigen mehrere, so z.B. der Zoo Berlin, wo 1908 ein spezielles Hühner- und Taubenhaus mit 18 Abteilungen eröffnet wurde [10] und heute noch 7 Haustaubenrassen miteinander verglichen werden können. Oft werden Rassen mit lokalem Bezug gehalten, so z.B. Kölner Tümmler im Kölner Zoo, Luzerner Einfarbige im Natur- und Tierpark Goldau oder Wiener Gansel, Österreicher Ganselkröpfer, Wiener Fluggansel, Wiener Hochflieger und Wiener Kurze im Tiergarten Schönbrunn. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Die Gesetzgebungen Deutschlands und Österreichs enthalten keine Vorgaben für Gehege, welche für die Haltung unter Zoobedingungen relevant wären. In der Schweiz sind konkrete Mindestabmessungen und sonstige Anforderungen in Tabelle 9.3 der Tierschutzverordnung enthalten. Diese dürften unter Zoobedingungen jedoch in aller Regel übertroffen werden. Zu beachten ist, dass Tauben einmal pro Woche eine Badegelegenheit mit frischem Wasser angeboten werden muss.

Haltung

Die Haustaube wurde von Carl von LINNÉ 1758 als "Columba domestica" erstmals wissenschaftlich beschrieben. 1789 führte der Göttinger Professor Johann Friedrich GMELIN in der von ihm bearbeiteten 13. Auflage von LINNÉS "Systema Naturae" für die Felsentaube, die Wildform der Haustaube, den Namen Columba livia ein. 1958 wurde vorgeschlagen, dass grundsätzlich der Name der Wildform Vorrang vor dem Namen der Haustierform haben soll, auch wenn dies, wie im vorliegenden Fall, der Prioritätsregel widerspricht. Nach der Nomenklatur von BOHLKEN ist die Haustaube demnach als Columba livia f. domestica zu bezeichnen [1; 2; 4].

217 003 006 027 columba livia dom pfau tonis PD1Garten-Pfautauben (Columba livia f. dom.) in Tonis Zoo, Rothenburg LU © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

Literatur und Internetquellen

  1. BOHLKEN , H. (1958)
  2. DEL HOYO, J., ELLIOTT, A. et al. (eds., 1992-2013)
  3. DER SCHWEIZER TAUBENZÜCHTER
  4. DONEGAN, T. (2016)
  5. GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
  6. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  7. HAAG-WACKERNAGEL, D. (1991)
  8. HERRE, W. & RÖHRS, M. (1990)
  9. HOFMANN, H. (1991)
  10. KLÖS, H.G. & KLÖS, U. (Hrsg., 1990)
  11. KLUB SCHWEIZER TAUBENRASSEN
  12. ÖSTERREICHISCHER VERBAND DER BRIEFTAUBENZÜCHTER
  13. RASSEZUCHTVERBAND ÖSTERREICHISCHER KLEINTIERZÜCHTER (RÖK)
  14. VERBAND DEUTSCHER RASSETAUBENZÜCHTER