Waldkauz (Strix aluco) im Zoo Osnabrück
© Zoo Osnabrück (Pressefoto)
Ordnung: Eulen (STRIGIFORMES)
Familie: Eulen (Strigidae)
Unterfamlie: Eigentliche Eulen und Käuze (Striginae)
Tribus: Waldkäuze (Strigini
Waldkauz
Strix aluco • The Tawny Owl • La chouette hulotte
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Der Waldkauz ist mit seinem großen, runden Kopf und den großen dunkeln Augen eine sehr populäre und oft gehaltene Eule. Als einheimische Art, die sehr häufig ist, aber die in der Natur die wenigsten Menschen zu Gesicht bekommen, ist er von zoopädagogischem Interesse. Körperbau und KörperfunktionenMit einer Gesamtlänge von 35.5-46 cm und einer Spannweite von 94-104 cm ist der Waldkauz eine mittelgroße Eule. Die Geschlechter ähneln einander sehr. Männchen wiegen etwa 410-550 g, Weibchen 410-800 g. Der Kopf ist groß und rund. Federohren fehlen. Die Iris ist schwarzbraun, der Schnabel gelb. Die Flügel sind relativ kurz und erreichen beim sitzenden Vogel nicht das Schwanzende. Die Gefiederfärbung ist individuell variabel. Es gibt eine graue und eine braune Farbphase, was namentlich beim dunkel umrandeten, hellen Gesichtsschleier auffällt. In Mitteleuropa treten etwa doppelt soviele graue wie rotbraune Vögel auf [2; 4; 6; 10]. VerbreitungWestliche Paläarktis: Europa (ohne Island, Irland und Nordskandinavien) bis Zentralasien, Maghreb, Nahem und Mittlerem Osten. Brutvogel in Afghanistan, Albanien, Algerien, Andorra, Armenien, Aserbeidschan, Belgien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, China, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Georgien, Griechenland, Großbritannien, Irak, Iran, Israel, Italien, Jordanien, Kasachstan, Kirgistan, Kosovo, Kroatien, Lettland, Libanon, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Marokko, Moldawien, Montenegro, Niederlande, Nord-Mazedonien, Norwegen, Österreich, Pakistan, Palästina, Polen, Portugal, Rumänien, Russland, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowakei, Slowenien, Spanien, Syrien, Tadschikistan, Tschechien, Tunesien, Türkei, Turkmenistan, Ukraine, Ungarn, Usbekistan, Weißrussland [1]. Lebensraum und LebensweisePrimärer Lebensraum des Waldkauzes sind in Europa der Laub- und Mischwälder, er kommt aber auch in Parklandschaften und Fichtenpflanzungen vor und hat sich als Kulturfolger auch das menschliche Siedlungsgebiet erschlossen. In den asiatischen Gebirgen besiedelt er Koniferenwälder bis auf eine Höhe von 3'000 m. In den Schweizer Alpen wurde er bis auf 2'650 m. ü. M. festgestellt. Mit seinen breiten, abgerundeten Flügeln ist er ein wendiger, aber nicht schneller, ideal an das Leben im Wald anpepasster Flieger [2; 6; 9]. Der Waldkauz ist ein Nachtjäger, der kurz nach Sonnenuntergang aktiv wird. Seine Beute besteht aus verschiedenen terrestrischen Kleinsäugern, in Mitteleuropa hauptsächlich Feldmäusen, ferner Fledermäusen, Vögeln bis Krähengröße, Amphibien, Fischen und Käfern [2; 4; 10]. Die Gelege bestehen meist aus 2-4 (1-8) Eiern, die während etwa 30 Tagen ausgebrütet werden. Die Jungen bleiben etwa drei Wochen im Nest. Die Fortpflanzungsaktivität und die Zahl der flügge werdenden Küken wird stark vom Nahrungsangebot beeinflusst [1; 2; 9]. Gefährdung und SchutzMit einer weiten Verbreitung und einem geschätzten Bestand von 1-2 Millionen Individuen allein in Europa ist die Art nicht gefährdet, wie 2016 letztmals festgestellt wurde Rote Liste: LEAST CONCERN) [1]. Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Die Art fällt unter Anhang 2 der Berner Konvention über die Erhaltung der europäischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer natürlichen Lebensräume. Situation in Mitteleuropa: BIRDLIFE gibt für den deutschsprachigen Raum folgende Anzahlen Brutpaare an: Deutschland 43-75'000, Österreich 12'000-20'000, Schweiz 6'000-8'000, Luxemburg 300-500, Liechtenstein 40-50 [1; 8]. Bedeutung für den MenschenVon 2001-2018 wurden in der CITES-Statistik nebst toten Tieren oder Teilen davon Exporte von 160 Wildfängen registriert, die mehrheitlich aus Russland kamen. Ferner wurden 442 Nachzuchtvögel erfasst, wichtigste Ausfuhrländer waren Großbritannien mit 216 und Belgien mit 146 Vögeln [3]. HaltungAls Höchstalter werden 28 Jahre und 4 Monate angegeben [7]. Haltung in europäischen Zoos: Sehr viel häufiger als in größeren Zoos wird der Waldkauz in Tier- und Wildparks gehalten. Die Art wird in rund 330 Einrichtungen gezeigt, die sich zu über einem Drittel im deutschsprachigen Raum befinden. Für Details siehe Zootierliste. Wie Uhus gehalten werden (Beispiele):
Mindestanforderungen an Gehege: 1995 veröffentlichte das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (BMELF) Mindestanforderungen an die Haltung von Greifvögeln und Eulen. Diese werden seit Jahren überarbeitet und sollen als Leitlinien zur Haltung von Greifvögeln (Accipitriformes, Falconiformes) und Eulen (Strigiformes) neu herausgegeben werden. Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 2 mittelgroße Eulen eine Voliere mit einer Grundfläche von 20 m² und einem Volumen von 40 m³ vor. Für jede weitere ist die Grundfläche um 3 m² zu vergrößern. Die Vorgängerverordnung sah eine Fläche von 10 m² und ein Volumen von 25 m³ vor. Die Erhöhung erfolgte ohne Angabe von Gründen. Ein allfälliger Innenraum muss eine Grundfläche von 2 m² je Vogel haben. Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist für die Haltung von 1-2 mittelgroßen Eulen eine Voliere mit einer Grundfläche von 8 m² bei 2 m Höhe erforderlich. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche um 3 m² zu erweitern. Taxonomie und NomenklaturDer Waldkauz wurde 1758 von Carl von LINNÉ unter seinem heute noch gültigen Namen erstmals wissenschaftlich beschrieben. Es werden etwa 8 Unterarten differenziert, nachdem die süd- und ostasiatischen Formen kürzlich als Strix nivicolum zu einer eigenen Art zusammengefasst wurden [4; 5]. |
Literatur und Internetquellen
- BIRDLIFE INTERNATIONAL(2016). Strix aluco. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T22725469A86871093. https://www.iucnredlist.org/species/22725469/86871093. Downloaded on 25 June 2019.
- BURTON, J. A. (1984)
- CITES TRADE DATA BASE
- DEL HOYO, J., COLLAR, N., CHRISTIE, D.A., ELLIOTT, A. & FISHPOOL L.D.C. (2014)
- DEL HOYO, J., ELLIOTT, A.. & SARGATAL, J., eds. (1999
- GRUMMT, W. & STREHLOW, H. (2009)
- KNAUS, P., MÜLLER, C., SATTLER, T., SCHMID, H. & STREBEL, N (2019)
- MAUMARY, L. et al. (2007)
- STEINBACH, G. (1980)