Spornschildkröte

Spornschildkröte (Centrochelys sulcata) in der Alligator Bay, Beauvoir
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Ordnung: Schildkröten (TESTUDINATA)
Unterordnung: Halsbergerschildkröten (CRYPTODIRA)
Familie: Landschildkröten (Testudinidae)

D EN 650

Spornschildkröte

Centrochelys sulcata • The African Spurred Tortoise • La tortue sillonnée

301 011 003 014 centrochelys sulcata alligatorbay PD2Spornschildkröte (Centrochelys sulcata) in der Alligator Bay, Beauvoir © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

301 011 003 014 geochelone sulcata map PDApproximative Verbreitung der Spornschildkröte (Centrochelys sulcata)

301 011 003 014 geochelone sulcata VivLSN PD1Spornschildkröte (Centrochelys sulcata) im ehemaligen Vivarium Lausanne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

301 011 003 014 centrochelys sulcata sigean PD1Spornschildkröte (Centrochelys sulcata) in der Réserve africaine de Sigean © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

301 011 003 014 geochelone sulcata barben PD1Spornschildkröten (Centrochelys sulcata) bei der Paarung im Zoo de la Barben © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

301 011 003 014 geochelone sulcata paarung sommerhausen PD1Spornschildkröten (Centrochelys sulcata) bei der Paarung im Tierpark Sommerhausen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

301 011 003 014 centrochelys sulcata 2 5j pierrelatte PD130 Monate alte Spornschildkröte (Centrochelys sulcata) in der Ferme aux Crocodiles, Pierrelatte © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

301 011 003 014 centrochelys sulcata scorff PD1Spornschildkröte (Centrochelys sulcata) im Zoo von Pont-Scorff © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

301 011 003 014 centrochelys sulcata alligatorbay PD4Streichelgehege mit Spornschildkröten (Centrochelys sulcata) in der Alligator Bay, Beauvoir © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

301 011 003 014 centrochelys sulcata citesCarapax und Plastron der Spornschildkröte (Centrochelys sulcata). Zeichnung Urs Woy, Zürich, für CITES-ID-Manual

 

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Die Spornschildkröte ist nach den Riesenschildkröten die größte Landschildkrötenart und eine der im Zoo am häufigsten gezeigten Arten, die während des Sommerhalbjahrs meist in Freianlagen gehalten wird.

Körperbau und Körperfunktionen

Männchen können eine Carapaxlänge von 80 cm und ein Gewicht von 100 kg erreichen, Weibchen werden bis zu 60 cm lang und 50 kg schwer. Charakteristisch sind die stark gesägten und nach oben gebogenen vorderen und hinteren Randschilder des eher flachen Rückenpanzers und die deutlichen Wachstumsringe der Schilder an Bauch und Rücken. Ein Nuchalschild ist nicht vorhanden. Das Supracaudalschild ist ungeteilt. An beiden Seiten des Carapax sind 12 Marginalschilde vorhanden. Die beiden Kehlschilder des Plastrons sind nach vorne verlängert und bilden eine Gabel, die bei Revierkämpfen zwischen Männchen als Kampfmittel eingesetzt wird [1; 4].

Verbreitung

Sahelzone Afrikas: Ägypten, Äthiopien, Eritrea, Kamerun, Mali, Mauretanien, Senegal, Sudan, Südsudan, Tschad, Zentralafrikanische Republik [6; 7].

Lebensraum und Lebensweise

Spornschildkröten sind hauptsächlich in Grasland mit Akazienbestand, belaubtem Buschland mit u.a. Afrikanischem Butterbaum (Vitellaria paradoxa),  Myrobalanen (Terminalia spp.), Langfäden (Combretum spp.) und Akazien (Acacia spp.) sowie in Grasland mit Halbwüstencharakter zuhause. Bevorzugt werden Gegenden mit periodisch Wasser führenden Fließgewässern. Die Tiere ernähren sich von verschiedenen Pflanzen und Pflanzenteilen, ohne dabei allzu wählerisch zu sein. So begnügen sie sich, je nach Jahreszeit, mit trockenen und abgestorben Pflanzen, bevorzugen aber frische Triebe von Sukkulenten, Kräutern und Gräsern. Sie benötigen nur sehr wenig Wasser und setzen auch nur wenig Urin ab.

Während der Trockenzeit vergraben sich die Spornschildkröten in gut getarnten 75-350 cm tiefen und bis 15 m langen Höhlen, deren Eingänge unter Dornbüschen verborgen liegen. Die Fortpflanzungsperiode fällt in die Regenzeit und dauert offenbar nur 1-2 Wochen. Die Weibchen produzieren jährlich 2-3 Gelege mit gesamthaft ca. 45 Eiern. Die einzelnen Gelege bestehen aus 18 (1-40) ca. 52 x 44 mm großen und 55 g schweren Eiern. Bei wildlebenden Schildkröten werden die Weibchen mit 10-12 und die Männchen mit 13-15 Jahren geschlechtsreif [3; 4; 6; 7].

Gefährdung und Schutz

Die Spornschildkröte galt ab 1996 als gefährdet, weil ihre Bestände in einigen Ländern durch Lebensraumverlust (Überweidung, Desertifikation, Zersiedlung) und Fang für den internationalen Handel stark reduziert worden waren. Als Folge einer Neubeurteilung aus dem Jahr 2020 ist sie seit 2021 als stark gefährdet (Rote Liste: ENDANGERED) eingestuft, weil es in den letzten Jahren zunehmend zu einer Fragmentierung des verfügbaren Lebensraums gekommen ist [6].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang II geregelt. Der gewerbsmäßige Handel mit wilden Sporenschildkröten ist verboten. Ein Transfer der Art von Anhang II nach Anhang I wurde im Jahr 2000 verworfen. Im selben Jahr wurde für Nachzuchttiere aus Ghana eine jährliche Exportquote von 750 Tieren festgelegt.

Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):

  • Seit dem Jahr 2000 betreibt die Organisation SOS SULCATA ein Schutzprogramm in Senegal. 2001 eröffnete sie ein Auffang- und Zuchtzentrum in Noflaye, 35 km von Dakar, wo auch das Publikum informiert und für den Schutz der Spornschilkdkröte sensiblisiert wird. 2006 wurden erstmals 24 Nachzuchttiere zur Bestandsstützung im Ferlo-Schutzgebiet ausgesetzt und mittels Telemetrie überwacht. 2011 pflanzten sie sich erstmals fort. Im selben Jahr wurden weitere 12 Schildkröten ausgewildert. Das Programm wird con verschiedenen französischen Zoos gefördert (Amiens, CERZA Lisieux, La Haute-Touche u.a.). mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Die Ausfuhr von lebenden Spornschildkröten ist für vier afrikanische Staaten relativ bedeutend. Von 1996-2015 haben Ghana, Malawi, Togo und Sudan zusammen im Jahresmittel 4'890 lebende Tiere ausgeführt, die zum Teil als Nachzuchten deklariert waren. Aus den USA kamen im selben Zeitraum über 133'000 Nachzuchttiere. Eine große Zuchtoperation befindet sich auch in El Salvador, die in 20 Jahren über 45'000 Spornschildkröten produzierte und exportierte. Liebhaberzüchter in Deutschland führten in 20 Jahren 6'851 Tiere aus, jene in der Schweiz 995 [2]. Weniger als ein Jahr alte Jungtiere werden in den USA für rund 100 USD/Tier angeboten [online-Inserate 2017].

Haltung

In Menschenobhut werden Spornschildkröten häufig gezüchtet [5]. Im Dortmunder Zoo wurden sie mit Löffelhunden vergesellschaftet.

Haltung in europäischen Zoos: Die Zahl der Haltungen hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen und liegt gegenwärtig (2024) bei etwa 450 Institutionen. Diese befinden sich hauptsächlich in Großbritannien (79), Deutschland (53), Frankreich (45) und Spanien (33). In Österreich wird die Art in 11, in der Schweiz in 6 Zoos gezeigt. Für Details siehe Zootierliste.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Reptiliengutachten 1997 des BMELF soll ein Terrarium für eine Kleingruppe mindestens 8x so lang und 4x so breit sein wie die Carapaxlänge.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.02.2024) schreibt für 1-2 Tiere ein Gehege vor, welches das 8x4-fache der Carapaxlänge misst. Für jedes weitere Tier kommt das 2x2-fache der Carapaxlänge dazu. Sofern die Witterungsverhältnisse es erlauben, ist den Tieren Auslauf im Freien zu gewähren. Bei Unverträglichkeit müssen die Tiere einzeln gehalten werden.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist für 1-2 über 55 cm lange Tiere ein Gehege von 10 m² anzubieten. Für jedes weitere Tier ist die Fläche um 3 m² zu erhöhen.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Art wurde 1770 vom englischen Illustrator John Frederick MILLER als "Testudo sulcata" bezeichnet. Ab 1967 wurde sie Geochelone zugeordnet und in den letzten Jahren setzte sich die von dem britischen Zoologen George Robert GRAY 1872 eingeführte Bezeichnung Centrochelys durch [5; 8].

301 011 003 014 geochelone sulcata Tropiquarium PD1Spornschildkröte (Centrochelys sulcata) im Tropiquarium Servion © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Literatur und Internetquellen

  1. CITES IDENTIFICATION MANUAL
  2. CITES TRADE DATA BASE
  3. OBST, F. J. (1985)
  4. ROGNER, M. (2008)
  5. THE REPTILE DATA BASE
  6. PETROZZI, F., HEMA, E. M., SIRIMA, F., DOUAMBA, B. et al.(2017)
  7. PETROZZI, F., LUISELLI, L. et al. (2021). Centrochelys sulcata. The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T163423A1006958. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-1.RLTS.T163423A1006958.en . Accessed on 05 January 2022.
  8. TURTLE TAXONOMY WORKING GROUP (2014-21)