Maultierhirsch (Odocoileus hemionus) im Tierpark Berlin
© Wolfgang Dreier, Berlin
Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hirsche (Cervidae)
Unterfamilie: Trughirsche (Capreolinae)
Tribus: Amerikanische Trughirsche (Odocoileini)
Maultier- oder Schwarzwedelhirsch
Odocoileus hemionus • The Mule Deer • Le cerf mulet
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Die wegen ihrer langen Ohren Maultier- oder wegen ihrer Schwanzfärbung Schwarzwedelhirsch genannte Art ist eng mit dem Weißwedel- oder Virginiahirsch verwandt. Ihre Verbreitung ist auf das westliche Nordamerika beschränkt, wo sie häufig und somit nicht gefährdet ist. In Zoos wird sie selten gehalten, in Europa seit etlichen Jahren gar nicht mehr. Körperbau und KörperfunktionenDer Maultierhirsch ist dem Weißwedelhirsch sehr ähnlich, hat aber längere Ohren, eine teilweise oder ganz schwarze Schwanzoberseite und potenziell mehr Geweihenden. Die Kopf-Rumpf-Länge beträgt bei den Böcken 150-180 cm, die Schulterhöhe 84-106 cm das Gewicht 50-110(-150) kg, bisweilen mehr. Bei den Hirschkühen liegt die Kopf-Rumpf-Länge bei 135-150 (125-156) cm, die Schulterhöhe bei 75-95(-100) cm und das Gewicht bei 35-65 kg. Der Wedel ist 15-23 cm lang. Das Geweih der erwachsenen Hirsche wird 45-65(-75) cm lang. Bei starken Hirschen kann es bis zu 50 Enden aufweisen. Es wird zwischen Januar und März abgeworfen. Das Fell ist im Sommer rostbraun, im Winter graubraun. Kehle, Bauch und eventuell Schnauzenpartie sind weiß. Es ist ein weißer Spiegel vorhanden. Die Schwanzoberseite ist je nach Unterart bis auf die schwarze Spitze weiß, in der oberen Hälfte braun und in der unteren schwarz, oder ganz schwarz [1;2; 5; 9]. VerbreitungWestliches Nordamerika von Süd-Alaska bis Nordmexiko: Kanada (Alberta, Yukon, British Columbia, Manitoba, Northwest Territories), Mexiko (Nuevo León, Chihuahua, Sonora, Tamaulipas, Coahuila, Baja California), USA (Oklahoma, New Mexico, Alaska, Oregon, Texas, Arizona, Colorado, Nevada, Montana, Idaho, Wyoming, Nebraska, South Dakota, Kansas, California, North Dakota, Iowa, Utah, Washington) [6]. 1910, ev. bereits um 1900, wurden Maultierhirsche in England angesiedelt. Die letzten verschwanden kurz nach dem Zweiten Weltkrieg [4]. >Lebensraum und LebensweiseDer Maultierhirschhirsch besiedelt die unterschiedlichsten Lebensräume, einschließlich borealen Nadelwald, kühle Regenwälder, Misch- und Sommergrüne Laubwälder der gemäßigten und subtropischen Zone, verschiedene Waldtypen der Tropen, Grasländer, Halbwüsten und Mediterrane Hartlaubvegetation. Im Gebirge geht er bis auf eine Höhe von 3'000 m. Im Norden und im Gebirge können zwischen den Sommer- und Wintereinständem 15-30 km liegen. Er ist ein anpassungsfähiger Äser, der sich sowohl von Gras als auch von Blättern, Knospen, Zweigen, Früchten etc. ernährt ("intermediate feeder"). Dabei nutzen die Tiere Streifgebiete von meist 250-500 ha [1; 2; 6; 9]. Maultierhirsche bilden Mutterfamilien, die auch ältere weibliche Nachkommen umfassen und die sich zeitweilig zu größeren Herden zusammenschließen können. Böcke leben solitär oder vereinigen sich zu losen Gruppen. Wie beim Reh folgt während der Brunft, die hauptsächlich von November bis Januar stattfindet, ein Bock einem einzelnen, empfängnisbereiten Weibchen. Nach einer Tragzeit von im Mittel 203-207 Tagen werden hauptsächlich im Juni / Juli meistens Zwillinge gesetzt, bei jungen Weibchen öfter einzelne Kälber. Diese sind gefleckt und wiegen beider Geburt 2.7-4 kg. Sie sind Ablieger und bleiben während der 1. Lebenswoche in ihren Verstecken. Geschlechtsreife wird in meist mit etwa 18 Monaten, erreicht, bei Weibchen ev. früher. Böcke kommen in der Regel erst zur Fortpflanzung, wenn sie 2-3 Jahre alt sind [1; 2; 5; 9]. Gefährdung und SchutzObwohl geeigneter Lebensraum als Folge der sich ausdehnenden Landwirtschaft abnimmt, wird der Gesamtbestand des Maultierhirschs als stabil angesehen. Seit 1996, letztmals überprüft 2015, wird die Art daher als nicht-gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN) eingestuft. Die auf die mexikanischen Zederninsel beschränkte Unterart O. h. cerrosensis gilt dagegen wegen der vielen wildernden Hunde und illegaler Bejagung als gefährdet [6]. Der internationale Handel ist unter CITES nicht geregelt. Bedeutung für den MenschenMaultierhirsche sind in Teilen Nordamerikas ein wichtiges Jagdwild, das zur Fleischgewinnung und als Sport gejagt wird. Zum Leidwesen der Forstindustrie können sie größere Schäden an Douglasien- (Pseudotsuga menziesii) und Gelbkiefer- (Pinus ponderosa) Pflanzungen anrichten [6]. HaltungWie bei uns Rehe, gelangen junge Maultierhirsche in Nordamerika häufig als tatsächliche oder vermeintliche Waisen oder als von Privatpersonen illegal gehaltene und daher von den Behörden eingezogene Tiere in Zoos [10]. WEIGL gibt als Altersrekord 20 Jahre und 5 Monate für ein im Milwaukee County Zoo geborenes und gehaltenes weibliches Tier an [7]. Haltung in europäischen Zoos: Maultierhirsche wurden in Europa stets selten gehalten und waren insgesamt deutlich weniger häufig als der Weißwedelhirsch. Die letzten Haltungen dürften jene von Tierpark und Zoo Berlin sowie der Réserve zoologique de la Haute Touche in Obterre gewesen sein, die anfangs der 1990er-Jahre ausliefen Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL, der Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) und der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) gelten für den Maultierhirsch die gleichen Anforderungen wie für den Weißwedelhirsch. Taxonomie und NomenklaturDer Maultierhirsch wurde 1817 von dem in Marseille aufgewachsenen, hauptsächlich in den USA tätigen Universalgelehrten Constantine Samuel RAFINESQUE anhand eines Exemplars aus Süd-Dakota unter dem Namen "Cervus hemionus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Odocoileus wurde 1832 ebenfalls von RAFINESQUE eingeführt. Es wurden etwa ein Dutzend Unterarten beschrieben, von denen gegenwärtig noch 8 anerkannt sind [1; 3; 8; 9]:
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Literatur und Internetquellen
- ANDERSON, A. E. & WALLMO, O. C. (1984)
- ANIMAL DIVERSITY WEB
- HALTENORTH, T. & TRENSE, W. (1956)
- LONG, J. L. (2003)
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- SANCHEZ ROJAs, G. & GALLINA TESSARO, S. (2016). Odocoileus hemionus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T42393A22162113. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-1.RLTS.T42393A22162113.en . Downloaded on 02 November 2021.
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- ZOO IDAHO