Steppenfuchs

Korsak (Vulpes corsac) im Zoo Heidelberg
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Hundeartige (Caniformia)>
Familie: Hunde (Canidae)

D LC 650

Steppenfuchs, Korsak

Vulpes corsac • The Corsac Fox • Le renard corsac

112 001 015 004 vulpes corsac HD PD2Korsak (Vulpes corsac) im März im Zoo Heidelberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

 

112 001 015 004 vulpes corsac mapApproximative Verbreitung des Steppenfuchses (Vulpes corsac)

112 001 015 004 vulpes corsac hluboka KR2Korsak (Vulpes corsac) im Juni im Zoo Hluboká © Klaus Rudloff, Berlin

112 001 015 004 vulpes corsac HD PD1Korsak (Vulpes corsac) im März im Zoo Heidelberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

112 001 015 004 vulpes corsac reutemühle PD1Korsak (Vulpes corsac) in typischer Schlafhaltung im Bodenseezoo Reutemühle, Überlingen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

112 001 015 004 vulpes corsac stralsund PD1Korsak (Vulpes corsac) auf Baum im Zoo Stralsund © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

112 001 015 004 vulpes corsac delitzsch PD2Korsak (Vulpes corsac) im März im Tierpark Delitzsch © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

112 001 015 004 vulpes corsac SB KR1Korsak (Vulpes corsac) im April im Zoo Saarbrücken © Klaus Rudloff, Berlin

112 001 015 004 vulpes corsac hluboka KR1Korsak (Vulpes corsac) im Juni im Zoo Hluboká © Klaus Rudloff, Berlin

112 001 015 004 vulpes corsac mit baer gotha PD1Gemeinschaftshaltung von Syrischem Braunbär (Ursus arctos syriacus) und Korsak (Vulpes corsac) im Tierpark Gotha © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

112 001 015 004 vulpes corsac mit baer gotha PD2Gemeinschaftshaltung von Syrischem Braunbär (Ursus arctos syriacus) und Korsak (Vulpes corsac) im Tierpark Gotha © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

112 001 015 004 vulpes corsac gera zooHalbwüchsige Steppenfüchse (Vulpes corsac) im Tierpark Gera © Tierpark Gera

112 001 015 004 vulpes corsac stamp kirgistanBriefmarken mit Korsakmotiven. Kirgistan

 

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Der in seinem Ursprungsgebiet nicht gefährdete Korsak oder Steppenfuchs wird rasch zahm und ist im Zoo tagaktiv. Er kann zu einem eigentlichen Publikumsliebling werden, und eignet sich daher gut als Botschafter für den Schutz der eurasischen Grasländer, einem zunehmend bedrohten Lebensraum, um dessen Schutz sich, ausgehend von der 2004 gegründeten deutschen "Arbeitsgruppe Trockenrasen", die internationale Gemeinschaft im Rahmen der Eurasian Dry Grassland Group bemüht.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Korsak ist ein kleiner Fuchs, der eine Schulterhöhe von rund 30 cm, eine Kopf-Rumpflänge von 45-60(-68) cm eine Schwanzlänge von 20-30(-40) cm und ein Gewicht von 2.3-3.2(-5) kg erreicht.

Er hat nicht sehr lange, spitze Ohren und erscheint im Winter relativ kurzbeinig, obwohl die Beine im Verhältnis zum Körper ziemlich lang sind. Die Fähen haben 4 Paar Zitzen.

Das Fell ist im Winter sehr dicht und weißgrau gefärbt, im Sommer sehr kurz und sandfarben. Im Gesicht hat er dunkle Abzeichen, die im Sommerfell auffälliger sind als im Winterkleid. Die Außenseiten der Beine sind ockerbraun, Kinn, Lippen, Unterseite und Innenseiten der Beine weiß oder gelblich weiß. Der buschige Schwanz hat einen schwarzen Fleck über der Viole, seine Spitze ist schwarz, weiß oder gleich gefärbt, wie das übrige Fell [2; 6; 8].

Verbreitung

Europa: Russland, gelegentlich Ukraine und Aserbaidschan, osteuropäische Ebene vom Nordrand des Kaukasus bis nach Tatarstan.
Zentral- und Ostasien: Afghanistan, China, Indien, Iran, Kasachstan, Kirgistan, Mongolei, Pakistan, Russland, Turkmenistan, Usbekistan [5].

Die westliche Verbreitung des Korsaks war früher weiter als heute. Im späten Pleistozän, also bis vor ca. 12'000 Jahren, reichte sie bis zur Schweiz, bis vor ca. 3'000 Jahren bis zur Krim und dem Einzugsgebiet des Donez in der östlichen Ukraine [9].

Lebensraum und Lebensweise

Der Steppenfuchs bevorzugt als Lebensraum trockene, offene Landschaften, d. h. Steppen und Halbwüsten. In Jahren mit hohem Fuchsbestand kann das Areal in die Waldsteppe hinein ausgedehnt werden. Er meidet Gebirgsregionen und fehlt in der Regel in dichtem Wald und Buschland. Er toleriert extreme Klimaschwankungen und kann längere Zeit ohne Wasser und Nahrung auskommen. Im Freiland ist er überwiegend dämmerungs- und nachtaktiv und menschenscheu, was mit dem hohen Jagddruck zusammenhängen mag [2; 3].

Korsaks sind nicht standorttreu. Sie haben keinen festen Wohnsitz und graben keine eigenen Höhlen, sondern wandern umher und benutzen zum Schlafen oder für die Jungenaufzucht zufällig gefundene Murmeltierbaue oder andere Höhlen.

Sie leben paarweise oder in kleinen Familienverbänden. Auf die Nahrungssuche gehen sie individuell. In Gebieten mit hoher Beutedichte reicht einem Paar ein Streifgebiet mit einer Fläche von 1 km², wo die Nahrungsgrundlage knapper ist, braucht es 35-40 km².

Das Beutespektrum besteht aus Kleinsäugern, namentlich Schnee- und Pfeifhasen, jungen Murmeltieren, Zieseln, Mäuseverwandten und Igeln, Vögeln bis Gänsegröße, Echsen, Fröschen und größeren Wirbellosen. Auch Aas und Pflanzenmaterial wird gefressen. Fressfeinde des Korsaks sind vor allem Adler [1; 2; 3; 8].

Die Paarungszeit fällt auf Januar-März, im Zoo eventuell später. Nach einer Tragzeit von 49-51(-60) Tagen werden 2-11 Welpen mit einem Geburtsgewicht von 50-80 g geboren, an deren Aufzucht sich beide Eltern und allenfalls weitere Helfer innerhalb der Familiengruppe beteiligen. Unter Umständen ziehen Mutter und Tochter im selben Bau gemeinsam ihre Jungen auf. Der Bau und dessen Umgebung werden während dieser Zeit als Territorium markiert und verteidigt. Die Jungen kommen Mitte Mai erstmals aus dem Bau. Sie werden 10 Wochen gesäugt, beginnen aber schon mit 4 Wochen, feste Nahrung zu sich zu nehmen. Mit 4-5 Monaten sind sie ausgewachsen. Über die Erreichung der Geschlechtsreife gehen die Literaturangaben auseinander (von 8 Monaten bis 3. Lebensjahr) [6; 8].

Gefährdung und Schutz

Der Populationstrend und die Gesamtpopulation des Steppenfuchses sind unbekannt, aber man weiß, dass die Bestände dieser Art auch in kurzer Zeit sehr stark fluktuieren können. Die jagdliche Übernutzung von Murmeltieren und die Umwandlung der Steppe in Ackerland haben die Fuchspopulationen gebietsweise negativ beeinflusst. Im Allgemeinen scheint er aber noch häufig zu sein und wurde deshalb aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2014 als nicht gefährdet eingestuft (Rote Liste: LEAST CONCERN). In der nationalen Roten Liste der Mongolei ist die Art als potenziell gefährdet aufgeführt [5; 8].

Der internationale Handel ist nach CITES nicht geregelt.

Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):

  • Im 6'600 km2 großen Naturschutzgebiet Ikh Nart in der Mongolei teilen die Wildtiere ihren Steppen-Lebensraum mit Hirtengemeinschaften und deren Vieh. Seit 2003 beteiligt sich der Denver Zoo an einem Forschungsprogramm über das Verhalten und die Ökologie der dort vorkommenden Raubtiere mit dem Ziel, ihren Schutz zu verbessern. Im Rahmen des Programms werden Anstregungen zur Verminderung der Wilderei unternommen. Davon profitieren verschiedene Arten, darunter der Korsak. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Im 18. Jahrhundert wurde der "Корсак" in Russland häufig als Heimtier gehalten, weil er sich rasch zähmen ließ, tagaktiv war und einen weniger durchdringenden Körpergeruch hat als andere Füchse. Steppenfüchse werden seit langer Zeit intensiv zur Pelzgewinnung gejagt. Aus der Mongolei z.B. wurden von 1932-1972 ungefähr 1'100'000 Felle nach der Sowjetunion verkauft. In Russland selbst werden jährlich rund 50'000 Korsaks wegen ihres Fells geschossen, mit dem Beizvogel geschlagen, aus dem Bau ausgegraben oder mit Fallen gefangen [1; 3; 5]. Als Handelsbezeichnungen kommen "Asiatischer Kitfuchs" und Mongolischer Kitfuchs" vor.

Haltung

Im Zoo können Korsaks ein Alter von 12-13 Jahren erreichen [7]. Eine Gemeinschaftshaltung mit Braunbären, die sie gerne mal ärgern, ist möglich und wird z.B. im Zoo Heidelberg, im Salzburger Zoo und im Tierpark Gotha praktiziert [4; 6]. Der Korsak ist ein guter Kletterer, was man von einem steppenbewohnenden Hund nicht unbedingt erwarten würde. Stellt man ihm geeignete Kletterbäume zur Verfügung, werden diese gerne als Schlafplatz oder Ausguck genutzt

Haltung in europäischen Zoos:
Die Zahl der Haltungen hat in den letzten Jahren zugenommen Heute (2023) wird die Art in rund 60 Zoos gehalten. Etwa ein Drittel davon befindet sich Drittel im deutschsprachigen Raum. Für Details siehe Zootierliste.

Es gibt kein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP) und kein Zuchtbuch (ESB) für diese Art.

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll ein Gehege für ein Paar mindestens eine Fläche von 30 m² aufweisen. Für jedes weitere erwachsene Tier kommen 10 m² zur Basisfläche dazu. Bei Haltung auf gewachsenen Böden ist die Fläche zu verdoppeln.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für ein Paar ein Gehege vor, dessen Grundfläche 40 m² misst. Für jedes weitere Tier kommen 4 m² zur Basisflächen dazu. Es müssen Schlafboxen und Abtrennmöglichkeiten vorhanden sein.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) sind für ein Paar ein Außengehege von 100 und ein Innengehege von 50 m² erforderlich, für jedes weitere Adulttier jeweils 10 bzw. 5 m² mehr. Weshalb für diese aus ausgesprochen winterkalten Regionen stammenden Art, die ein dickes Winterfell hat, ein Innengehege gefordert wird, ist nicht nachzuvollziehen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Korsak wurde 1768 von Carl von LINNÉ als "Canis corsac* beschrieben. Zeitweilig bildete er zusammen mit dem Polarfuchs die - heute nicht mehr anerkannte - Gattung Alopex. Aufgrund molekulargenetischer Untersuchungen wird er heute in die vom aus der Oberpfalz stammenden Kupferstecher und Naturforscher Johann Leonhard FRISCH 1775 für den Rotfuchs aufgestellte Gattung Vulpes eingeordnet.

Gegenwärtig werden 4 Unterarten anerkannt, von denen eine, V. c. kalmykorum, in Europa - zwischen Kaukasus und Ural - vorkommt [8].

112 001 015 004 vulpes corsac delitzsch PD1Korsak (Vulpes corsac) im Tierpark Delitzsch © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Literatur und Internetquellen

  1. BUELER, L. E. (1974)
  2. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  3. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  4. KOLZENBURG, Ch. (2003)
  5. MURDOCH, J.D. (2014). Vulpes corsac. The IUCN Red List of Threatened Species 2014: e.T23051A59049446. http://www.iucnredlist.org/details/23051/0. Downloaded on 20 June 2018.
  6. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  7. WEIGL, R. (2005)
  8. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  9. SOMMER & BENECKE (2005) zitiert in CLARK, H. O., MURDOCH, J. D., NEWMAN, D. P. & SILLERO-ZUBIRI, C. (2009)