Bartgeier (Gypaetus barbatus) im Natur- und Tierpark Goldau
© Felix Weber, Rickenbach bei Schwyz
Um 1800 war die europäische Population des Bartgeiers in Süd- und Mittelauropa weit verbreitet und in allen Hochgebirgen von der Iberischen Halbinsel bis zum Kaukasus anzutreffen. Im Jahr 1855 wurde der Bartgeier in Bayern, 1900 in der Schweiz, 1906 in Österreich und 1913 auf dem italienischen Festland ausgerottet. Bis in die 1970er Jahre gab es noch ein paar Vögel auf Sardinien. In den 1980er Jahren lebten in Frankreich (Korsika und Pyrenäen) und Griechenland (einschließlich Kreta) noch Populationen von je etwa 15 Brutpaaren, etwa 5 weitere Brutpaare im Balkan. Abgesehen von den Vögeln im Kaukasus gab es nur noch in den spanischen Pyrenäen einen lebensfähigen Bestand von etwa 50-60 Paaren.
1978 wurde deshalb das internationale Projekt zur Wiederansiedlung des Bartgeiers in den Alpen gegründet. Dabei sollten junge Bartgeier aus Zoos und Tierparks für die Auswilderung genutzt werden. Währenddem für die ex situ-Komponente der Europäische Zoo- und Aquarienverband mit einem Erhaltungsprogramm (EEP) verantwortlich zeichnete, oblag die internationale Koordination der Foundation for the Conservation of Bearded Vultures (FCBV), die später ihre Aktivitäten auf andere Geierarten ausdehnte und heute Vulture Conservation Foundation (VCF) genannt wird.
Im Rahmen des EEP wurden von 1978-2022 insgesamt 585 junge Bartgeier nachgezogen, von denen 343 ausgewildert wurden.
Nachdem sich das Bartgeier-Projekt in den Alpen als Erfolg erwies, wurde 2005 ein zweites Projekt in Andalusien begonnen. 2008 wurden drei junge Bartgeier aus Österreich - je einer aus Haringsee, dem Tiergarten Schönbrunn und dem Alpenzoo Innsbruck - auf Sardinien (bei Orgosolo) ausgewildert, wo die Art vor einem halben Jahrhundert ausgestorben war. Dieses Projekt scheiterte allerdings am Widerstand der lokalen Bevölkerung. 2010 kam ein weiteres Projekt in Frankreich dazu, mit dem die Alpen- und die Pyrenäenpopulation durch Populationsgründungen in den regionalen Naturparks Grands Causses, Baronnies und Vercors sowie im Cevennen-Nationalpark verbunden werden sollten. Bisher wurden insgesamt 43 Vögel ausgesetzt – 23 Vögel seit 2010 in den Baronnies und im Vercors und 20 in den Grand Causses seit 2012. Heute gibt es im Programmgebiet 3-4 territoriale Paare, genauer gesagt 2-3 in Aude und 1 in den Grands Causses. 2016 wurde der Bestand auf Korsika durch die Auswilderung von zwei Jungvögeln gestützt, 2017 und 2019 folgten je zwei weitere. 2018 wurde eine Wiederansiedlungen im Maestrazgo-Massiv in Aragonien begonnen. In Kreta konnte sich der Bestand ohne Auswilderung halten und liegt heute wieder bei 9-10 Brutpaaren.
PD - 24.02.2013; aktualisiert 30.05.2022
Wiederansiedlung des Bartgeiers in den Alpen
Natur und Tierpark Goldau (und weitere Zoos)
Literatur und Internetquellen
- KAISER, M. (2009)
- PAGEL, T. (2012)
- ROBIN, K., MÜLLER, J.P. & PACHLATKO, T. (2003)
- ROBIN, K., MÜLLER, J.P., PACHLATKO, T. & BUCHLI, C. (2004)
- STIFTUNG PRO BARTGEIER
- VULTURE CONSERVATION FOUNDATION
- DOLLINGER, P. (2021)
- LÖRCHER, F. & HEGGLIEN, D. (2024)
PD - 24.02.2013; letztmals aktualisiert 14.12.2024
Bartgeier in Andalusien
Tierpark Berlin, Tiergarten Nürnberg und weitere Zoos
Das Projekt wurde im Jahr 1996 gestartet. Von 2005 bis im Sommer 2021 waren 71 Bartgeier in Andalusien ausgewildert worden und der sktuelle Bestand lag bei 43 Vögeln. 2014 gab es die erste Nachzucht im Freiland. Bis 2019 hatten sich drei Brutpaare etabliert [3]. Das im Jahr 2009 im Tierpark Berlin geschlüpfte Weibchen BG 596 wurde zur Freilassung im Nationalpark Sierra de Cazorla in Andalusien ausgewählt. Zuvor waren bereits 3 Jungvögel im Jahr 2006, 2 in 2007 und 4 in 2008 im Rahmen dieses neuen Langzeitprojekts ausgewildert worden [2]. 2013 wurden zwei im Tierpark Berlin und im Tiergarten Nürnberg gezogene männliche Jungvögel in Andalusien ausgewildert [1]. |
Literatur und Internetquellen
- FREY, H. & LLOPIS, A. (2014) Bartgeier-EEP, Jahresbericht 2014. VCF, Zürich.
- KAISER, M. (2009)
- http://www.4vultures.org
PD - 05.06.2014; 30.05.2022 aktualisiert