Sibirisches Reh (Capreolus pygargus bedfordi), Paar im Zoo von Almaty
© Klaus Rudloff, Berlin
Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hirsche (Cervidae)
Unterfamilie: Trughirsche (Capreolinae)
Tribus: Rehe (Capreolini)
Sibirisches Reh
Capreolus pygargus • The Eastern Roe Deer • Le chevreuil de Sibérie
- Körperbau und Körperfunktionen
- Verbreitung
- Lebensraum und Lebensweise
- Gefährdung, Jagd und Schutz
- Bedeutung für den Menschen
- Haltung
- Taxonomie und Nomenklatur
- Literatur und Internetquellen
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Das Sibirische, besser Asiatische Reh ähnelt dem Europäischen, wird aber deutlich größer und die Böcke haben ein stärkeres Gehörn. In europäischen Zoos außerhalb Russlands wird die Art seit längerer Zeit nicht mehr gezeigt. Körperbau und KörperfunktionenDas Sibirische Reh weist eine Kopf-Rumpflänge von 126-144 (110-155) cm, eine Schulterhöhe von 82-92 (72-100) cm, eine Schwanzlänge von 2-4 (cm und ein Gewicht von 32-48 (30-65) kg auf, wobei Böcke größer und schwerer werden als Ricken. Das bis 30-46 cm lange Geweih ist stark geperlt, Es weist an jeder Stange bis zu 5 Enden auf. Ansonsten ist das Sibirische dem Europäischen Reh sehr ähnlich [1; 2; 7; 9]. VerbreitungPaläarktis: China, Kasachstan, Korea DPR, Korea Rep., Mongolei, Russland. Möglicherweise Kirgistan und Myanmar sowie isolierte Populationen in der Ukraine und im Nordkaukasus [1;2; 6]. Lebensraum und LebensweiseDas Sibirische Reh besiedelt Taiga, Misch- und Laubwälder sowie Waldsteppen, wo mit bis zu 12 Tieren/km² die höchsten Dichten erreicht werden, in der Mongolei auch in baumlosen Steppen. Im Gebirge geht es bis auf eine Höhe von 3'300 m. Manche Populationen wandern bis zu 200 km zwischen ihren Sommer- und Wintereinständen. Während der Wanderungen können sie Verbände von bis zu 500 Individuen bilden. Ansonsten leben sie im Sommer einzeln bzw. als Mutterfamilien und bilden im Winter gemischtgeschlechtliche "Sprünge" oder Rudel von bis etwa 30 Tieren. Im Übrigen entspricht ihre Lebensweise jener des Europäischen Rehs [1; 2; 6; 9]. Ab Frühling oder Frühsommer, wenn das neue Geweih fertig ausgebildet und gefegt ist, verhalten sich die Böcke bis zum Ende der Brunft, die auf August-September fällt, territorial. Die Ricken sind während der Brunftzeit polyöstrisch. Nach einer Tragzeit von ca. 280-300 Tagen, die eine bis in den Januar dauernde Keimruhe einschließt, setzt die Rehgeiß zwischen Mitte Mai und Mitte Juli meistens 2 gefleckte Kitze mit einem Geburtsgewicht von 1'800-2'200 g [1; 6; 9]. Gefährdung, Jagd und SchutzDas Sibirische Reh hat eine weite Verbreitung und einen großen Bestand. Durch illegale Jagd nimmt dieser zwar ab, aber nicht in einem Ausmaß, dass die Art in eine höhere Gefährdungskategorie eingeordnet werden müsste. Es wurde von der IUCN 2015 letztmals beurteilt und als nicht gefährdet eingestuft (Rote Liste: LEAST CONCERN) [6]. Der internationale Handel ist durch CITES nicht geregelt. Bedeutung für den MenschenDas Sibirische Reh wird zur Gewinnung von Fleisch, Fellen und Jagdtrophäen intensiv und teilweise illegal bejagt und ist deshalb gebietsweise verschwunden [6]. HaltungRehe gelten als anspruchsvolle Pfleglinge. Was über das Europäische Reh gesagt wird, dürfte auch für das Sibirische zutreffen. WEIGL gibt als Höchstalter für ein im Berliner Zoo geborenes und gehaltenes weibliches Tier 12 Jahre und 2 Monat an [7]. Haltung in europäischen Zoos: Bis in die 1980er-Jahre waren sibirische Rehe in mehreren west- und mitteleuropäischen Zoos zu sehen. Im Berliner Zoo wurden sie regelmäßig nachgezogen. Heute wird die Art nur noch in wenigen russischen Zoos gehalten. Für Details siehe Zootierliste. Mindestanforderungen an Gehege: Säugetiergutachten 2014 des BMEL, Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) und 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) differenzieren nicht zwischen Sibirischem und Europäischem Reh. Taxonomie und NomenklaturDas Sibirische Reh wurde 1771 vom Berliner Naturforscher Peter Simon PALLAS, den Katharina die Große als Professor nach Petersburg berufen hatte, als "Cervus pygargus" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Capreolus wurde 1821 von John Edward GRAY vom Britischen Museum eingeführt. Traditionell wurden asiatisches und europäisches Reh als eine Art angesehen, wobei 2-3 asiatische Unterarten anerkannt wurden. Ab Mitte der 1980er Jahre begannen vorerst russische Autoren die asiatischen und europäischen Rehe zwei verschiedenen Arten zuzuordnen, was sich mittlerweile durchgesetzt hat. Dies obwohl die beiden Formen hybridisieren, sich die Autoren über die Zuordnung des Kaukasus-Rehs nicht immer einig waren, und in Polen und Litauen, also mitten im Areal des Europäischen Rehs, Exemplare festgestellt wurden, die molekulargenetisch als Sibirische Rehe angesprochen werden müssten. Je nach Autor werden 2-6 Unterarten anerkannt oder die Existenz von Unterarten wird angezweifelt [1; 2; 3; 4; 5; 6; 9; 10]. BIOLIB führt folgende Unterarten auf:
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Literatur und Internetquellen
- DANILKIN, A. A. (1995)
- GRIMMBERGER & RUDLOFF (2009)
- HALTENORTH, T. & TRENSE, W. (1956)
- LEHMANN von, E. (1988)
- LORENZINI, R., GAROFALO, L., QIN, X., VOLOSHINA; I. & LOVARI, S. (2013)
- LOVARI, S., MASSETI, M. & LORENZINI, R. (2016). Capreolus pygargus. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T42396A22161884. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-1.RLTS.T42396A22161884.en . Downloaded on 30 October 2021.
- PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
- WEIGL, R. (2005)
- WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
- WILSON, D. E. & REEDER, D. M. (2005)