Elch

Elchbulle (Alces a. alces) im Tierfreigehege Lusen des Nationalparks Bayerischer Wald
© Xaver Klaußner, NP Bayerischer Wald

Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hirsche (Cervidae)
Tribus: Elche (Alcinini)

D LC 650

Elch

Alces alces • The Moose • L'élan

119 006 006 001 alces alces opel opelElchkuh (Alces a. alces) mit Zwillingen im Opel-Zoo Kronberg © Opel-Zoo

119 006 006 001 alces alces mapApproximative Verbreitung des Elchs (Alces alces) in Eurasien. Dunkelblau: A.a.alces; gelb: A. a. buturlini / cameloides / pfizenmayeri; rot: Wiederansiedlung in Dänemark

119 006 006 001 alces alces NPBW XaverKlaussner7Elchbulle (Alces a. alces) im Tierfreigehege Lusen des Nationalparks Bayerischer Wald © Xaver Klaußner, NP Bayerischer Wald

119 006 006 001 alces alces karls2Elchkuh (Alces a. alces) im Tierpark Oberwald des Zoo Karlsruhe © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 006 006 001 alces alces langenbg2Elchbulle (Alces a. alces) mit abgeworfenem Geweih im Wildnispark Zürich-Langenberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 006 006 001 alces alces NPBW XaverKlaussner3Elchkalb (Alces a. alces) im Tierfreigehege Lusen des Nationalparks Bayerischer Wald © Xaver Klaußner, NP Bayerischer Wald

119 006 006 001 alces alces hanau PD1Elchbulle (Alces a. alces) im Wildpark Alte Fasanerie, Kleinauheim © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 006 006 001 alces alces karls1Jungelch (Alces a. alces) im Tierpark Oberwald, Karlsruhe © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 006 006 001 alces alces langenbg1Elchkuh (Alces a. alces) im Wildnispark Zürich-Langenberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 006 006 001 alces alces NPBW XaverKlaussner2Elchkuh (Alces a. alces) im Schnee im Tierfreigehege Lusen des Nationalparks Bayerischer Wald © Xaver Klaußner, NP Bayerischer Wald

119 006 006 001 alces alces innsbruck PD1Elche (Alces a. alces) im Schnee im Alpenzoo Innsbruck © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 006 006 001 alces alces NPBW XaverKlaussner1Elchkalb (Alces a. alces) im Tierfreigehege Lusen des Nationalparks Bayerischer Wald © Xaver Klaußner, NP Bayerischer Wald

119 006 006 001 alces alces ebeltoft KR1Elchbullen (Alces a. alces) im Ree Park Ebeltoft © Klaus Rudloff, Berlin

119 006 006 001 alces alces gruenau PD1Elchpaar (Alces a. alces) im Naturtierpark Grünau © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 006 006 001 alces alces poing PD1Elchpaar (Alces a. alces) im Wildpark Poing © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 006 006 001 alces alces suhl PD1Elchkuh (Alces a. alces) im Tierpark Suhl © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 006 006 001 alces alces poing PD2Elchbulle (Alces a. alces) im Wildpark Poing © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 006 006 001 alces alces whipsnade PD1Elchkuh (Alces a. alces) im Whipsnade Zoo © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 006 006 001 alces alces kleptow wDreier1Elchbulle(Alces a. alces) im Bast in der Elch- & Rentierfarm Kleptow (Uckermark) © Wolfgang Dreier, Berlin

119 006 006 001 alces alces HRO PD1Elchbulle(Alces a. alces) im Mai mit sprießendem Bastgeweih im Zoo Rostock © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 006 006 001 alces alces kingussie PD1Elchkuh(Alces a. alces) im Highland Wildlife Park, Kingussie, Schottland © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 006 006 001 alces alces skansen PD1Ruhende Elchkuh (Alces a. alces) in Skansens Djurpark, Stockholm © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 006 006 001 alces alces NMS NMSElchkuh (Alces a. alces) mit Kalb im Tierpark Neumünster © Tierpark Neumünster

119 006 006 001b alces a gigas USFWSAlaska-Elchbulle (Alces a. gigas). Bild: Donna Dewhurst, U.S. Fish and Wildlife Service. Public Domain.

119 006 006 001a alces a americanus obterre KR1Amerikanischer Elchbulle (Alces a. americanus) im Espace animalier de la Haute-Touche, Obterre © Klaus Rudloff, Berlin

 

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Wegen seiner Größe und seinem eigenartigen Körperbau findet der Elch das Interesse des allgemeinen Publikums. Als ehemals in Mitteleuropa weit verbreitete Art ist er auch von zoopädagogischem Interesse. Er wird daher recht häufig in europäischen Zoos gehalten, vorab natürlich in Wildparks, die sich auf einheimische Arten spezialisiert haben.

Körperbau und Körperfunktionen

Der Elch ist der größte lebende Vertreter der Hirschartigen. Bullen erreichen eine Kopf-Rumpf-Länge von 200-280(-300) cm, eine Schulterhöhe von 190-220 cm und ein Gewicht von 320-530(-600) kg, Kühe eine Kopf-Rumpf-Länge bis 290 cm, eine Schulterhöhe von 170-200 cm und ein Gewicht von 275-380(-460) kg. Überdurchschnittlich schwere Tiere leben in Ostsibirien (Alces a. pfizenmayeri) und Alaska (Alces a. gigas) mit Gewichten bis 770 kg bei den Bullen und 600 kg bei den Kühen. Die leichtesten gibt es der Mandschurei und dem Ussurigebiet (Alces a. cameloides).

Die Tiere haben einen kurzen, stämmigen Rumpf mit buckelartig erhöhtem Widerrist, lange Beine, einen kurzen Hals und einen sehr kurzen, 4-12 cm messenden Schwanz. Der Kopf, insbesondere die Nasenpartie, ist sehr lang, der Muffel sehr breit mit einer nur kleinen haarlosen Stelle zwischen den großen Nüstern. Das Geweih ist meist als Schaufel-, seltener als Stangengeweih ausgebildet. Das stärkste Geweih aus Eurasien hat eine Auslage von 167 cm mit 30 Enden. In Alaska können Auslagen bis 205 cm und Geweihgewichte bis 36 kg erreicht werden.

Vom 2. und 5. Strahl des Fußskeletts ist nur der distale Teil erhalten, Elche gehören also zu den telemetacarpalen Hirschen. Um das Einsinken im morastigen Boden zu verhindern können die mit langen Klauen und kräftigen Afterklauen versehenen Zehen stark gespreizt werden. Demselben Zweck dient eine Spannhaut zwischen der 3. und 4. Zehe.

An der Kehle findet sich bei beiden Geschlechtern ein seitlich zusammengedrückter Auswuchs mit verlängerten Haaren. Diese bilden den sogenannten Elchbart, der namentlich bei Bullen mittleren Alters sowie bei ostasiatischen und nordamerikanischen Elchen besonders ausgeprägt ist. Die Fellfarbe variiert im Sommer von rotbraun bis schwarzbraun, im Winter ist sie graubraun. Die Beine sind heller, ein Spiegel ist nicht vorhanden [3; 7; 15].

Verbreitung

Holarktis: China, Estland, Finnland, Kasachstan, Kanada, Lettland, Litauen, Moldawien, Mongolei, Norwegen, Polen, Rumänien, Russland, Slowakei, Schweden, Tschechien, Ukraine, USA, Weißrussland. Gelegentlich finden einzelne Tiere ihren Weg nach Deutschland, Dänemark, Kroatien, Österreich, Rumänien und Ungarn [8].

Lebensraum und Lebensweise

Der Elch besiedelt Tundra, Taiga, Misch- und Laubwälder sowie Waldsteppen. Bevorzugt wird ein Mosaik von Sekundärwäldern mit viel Unterholz, Waldlichtungen, Sümpfen, Seen und sonstigen Feuchtgebieten. Die Tiere sind überwiegend Einzelgänger, können jedoch im Frühjahr oder nach der Brunft kleinere Gruppen bilden. Hohe Temperaturen mögen sie nicht und ziehen sich im Sommer in den Schatten des Waldes oder ins Wasser zurück.

Im Sommer ernähren sie sich überwiegend von Laub und Zweige von Birken, Eschen, Pappeln und Weiden, im Winter von Nadeln und Ästen von Föhren und Wachholder. Ebenfalls gefressen werden Kleinsträucher wie Heidelbeeren, Heiden, Kräuter und Wasserpflanzen. Die Tiere können ortstreu sein oder auf der Suche nach Nahrung saisonale Wanderungen bis zu 300 km unternehmen. Die Größe der individuellen Streifgebiete wird mit 3.6 bis über 259 km² angegeben [8].

Die Elchbullen werfen ihr Geweih zwischen Dezember und April ab. Das neue Geweih wird ab Juni-Juli gefegt. Die Brunft fällt auf August bis Oktober, gebietsweise später, und nach einer Tragzeit von 234 (224-250) Tagen werden von April-Juni 1-3 Kälber geboren, meist Zwillinge. Diese sind einfarbig braun und wiegen in Europa 10-12 kg, in Alaska 14-18 kg. Sie sind Ablieger, die erst nach etwa einer Woche ihrer Mutter folgen. Sie werden 4-5 Monate gesäugt und sind mit 16-17 Monaten geschlechtsreif [3; 4; 5].

Gefährdung, Jagd und Schutz / Situation in Mitteleuropa

In der Vergangenheit, führten eine nicht-nachhaltige Bejagung und Lebensraum-Veränderungen zu einem großflächigen Aussterben der Populationen in weiten Teilen Europas. So ist der Kaukasische Elch (Alces alces caucasicus) im 19. Jahrhundert ganz ausgestorben. Nach der Einführung von Jagdgesetzen, die auch ausreichend Schutz gewährten, hat der Elch einen Teil seines früheren Areals zurückerobert. Er fehlt zwar immer noch in weiten Gebieten, gilt aber aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2015 nicht als gefährdet (Rote Liste: LEAST CONCERN). Die europäische Population wird auf 440'000, die nordamerikanische auf 1 Million Individuen geschötzt. Für Asien liegen keine Zahlen vor [8].

Der internationale Handel ist nicht nach CITES geregelt.

Während der Eiszeiten war der Elch in Mitteleuropa selten. Knochen- und Geweihfunde werden erst in der mittleren Steinzeit häufiger. Elch-Artefakte finden sich als Grabbeigaben in den Hügelgräbern der Skythen, die ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. im Balkan lebten. über das Vorkommen in den Alpen berichtet 4 Jahrhunderte später erstmals der griechische Historiker Polybios [2; 4].

Vom Vorkommen des Elchs in Gallien und Germanien zeugt Gaius JULIUS CAESAR in seinem "De Bello Gallico": "Zum Zweiten gibt es diejenigen, die man Elche nennt. Ihnen ist die Gestalt und die Färbung von Ziegen ähnlich, aber in der Größe übertreffen sie sie ein wenig, ihre Hörner sind verstümmelt und sie haben Beine ohne Knöchel und Gelenke. Weder legen sie sich zum Schlafen hin noch können sie, wenn sie durch irgend einen Zufall umgeworfen, sich aufrichten oder aufstehen. Ihnen dienen Bäume als Schlafstätten. Sie nähern sich ihnen an und genießen so, ein wenig an sie angelehnt, Ruhe. Wenn Jäger durch Spuren bemerkt haben, wohin sie sich gewöhnlich zurückziehen, untergraben sie dort alle Bäume oder kerben sie so sehr an, dass im Ganzen noch der Anschein stehender Bäume bleibt. Wenn sie sich ihrer Gewohnheit nach hier angelehnt haben, bringen sie die schwachen Bäume durch ihr Gewicht zu Fall und werden selbst getötet. - Sunt item, quae appellantur alces. Harum est consimilis capris figura et varietas pellium, sed magnitudine paulo antecedunt mutilaeque sunt cornibus et crura sine nodis articulisque habent. Neque quietis causa procumbunt neque, si quo adflictae casu conciderunt, erigere sese aut sublevare possunt. His sunt arbores pro cubilibus: ad eas se applicant atque ita paulum modo reclinatae quietem capiunt. Quarum ex vestigiis cum est animadversum a venatoribus, quo se recipere consuerint, omnes eo loco aut ab radicibus subruunt aut accidunt arbores, tantum ut summa species earum stantium relinquatur. Huc cum se consuetudine reclinaverunt, infirmas arbores pondere adfligunt atque una ipsae concidunt." [1; 9]

Noch zu Beginn des Mittelalters war der Elch über ganz Mitteleuropa verbreitet. Im 10. und 11. Jahrhundert ist er aus z. B. dem Gebiet des Niederrheins urkundlich belegt. Mit dem Rückgang morastiger, weichholzreicher Wälder starb er im 17. Jahrhundert in Deutschland praktisch aus, wenn man von den nach dem Zweiten Weltkrieg an Polen und die Sowjetunion abgetretenen Gebieten einmal absieht. In Sachsen wurde der letzte Elch 1746, in Schlesien 1776 erlegt. In Pommern scheint er sich ebenso lange erhalten zu haben. 1840 fiel der letzte Elch in Masuren, 1842 der letzte in Preußisch Eylau. Im Jahr 1849 zählte man  im Ibenhorster Forst bei Tilsit nach einer kurzen Periode der Jagdfreiheit in ganz Ostpreußen nur noch 11 Tiere. Durch strenge Schonung erholte sich der dortige Bestand und lag um 1900 bei 1'000 Stück, sank dann bis 1918 durch Kriegseinwirkungen und Wilderei wieder auf 230, erholte sich erneut und wurde nach dem 2. Weltkrieg durch sowjetische Soldaten vollständig vernichtet. Durch Zuwanderung aus Litauen und Ansiedlung von Tieren aus Weißrussland und Russland stieg der Bestand bis 2005 auf wieder 1'300 Elche.

Auf dem Gebiet des Heutigen Deutschlands wurden in der Zwischenkriegszeit an der Müritz (1930), in der Schorfheide (1934) und auf dem Darß (1935) Wiederansiedlungsversuche unternommen. Diese Tiere verschwanden aber während des Zweiten Weltkriegs völlig. In Polen hatte eine kleine Population von etwa 15 Tieren überlebt, aus der nach dem Zweiten Weltkrieg gelegentlich Einzeltiere nach Deutschland einwanderten. Die erste belegte Beobachtung stammt aus dem Oktober 1958, als sich ein Elchbulle in der Nähe von Lübben im Spreewald aufhielt. Auf dem Gebiet der ehemaligen DDR wurden auch in den Folgejahren regelmäßig Elche gesichtet. Für den Zeitraum 1958 bis 1996 liegen 91 Einzelnachweise für das ostdeutsche Gebiet vor, 31 Elche wurden erlegt. In den Jahren 2000/2001 wanderte ein junger Elchbulle von Polen bis nach Schleswig-Holstein, wo er bei Lauenburg illegal abgeschossen wurde. Ab 1976 tauchten sporadisch Elche aus dem Böhmerwald in Bayern auf, hauptsächlich in der Oberpfalz, in Oberfranken und Niederbayern. Auch in Sachsen werden regelmäßig durchwandernde Elche beobachtet, während sich in Brandenburg die Beobachtungen in den letzten Jahren häufen [1; 3; 4; 16; 18].

In der Schweiz wurde der Elch schon im Frühmittelalter ausgerottet. Der erste Elch, der danach wieder ins Land gelangte "dürfte jenes unglückliche Exemplar gewesen sein, welches von Leonhard THURNEYSSEN im 16. Jahrhundert der Stadt Basel zum Geschenk gemacht worden ist. Dieser THURNEYSSEN war ein 1530 in Basel geborener Goldschmiedesohn, der als Metallurg, Chemiker, Botaniker und besonders als Arzt seinerzeit in Berlin Berühmtheit erlangt hatte.... Sein rasch anwachsendes Vermögen gestattete es ihm, sich ein großes Naturalienkabinett und eine Menagerie anzulegen, die alle möglichen Tiere enthielt, unter anderen ... ein vom Fürsten Radzinik geschenktes Elen. Dieses sandte er nach seiner Vaterstadt Basel, um sich damit bei seinen Landsleuten in Respekt zu setzen. Die frommen Basler sahen es aber für einen Zauberteufel an, und ein altes Weib gab ihm einen Apfel mit zerbrochenen Nähnadeln ein." [6]

In Österreich tauchten Elche um 1994 im nördlichen Waldviertel auf. Nach zeitraubenden und umständlichen Verhandlungen wurde es der Forstverwaltung gestattet, zwei von damals sieben Stück Elchwild zu erlegen. In diesem Bescheid wurden die Angestellten der Forstverwaltung darüber hinaus angehalten, durch Klatschen mit den Händen die Elche zu vertreiben um weiteren Schaden abzuwenden [13]. Auch in jüngster Zeit gab es Elchnachweise, so wurden im Januar 2021 Spuren von zwei Elchen im Schutzgebiet Maltsch-Freiwald im Mühlviertel festgestellt [17].

In Böhmen wurde der letzte Elch 1570 geschossen. Erst in den späten 1950er Jahren wanderten Elche über Polen wieder in die damalige Tschechoslowakei ein und ließen sich im Böhmerwald nieder. Zu Beginn der 70er Jahre wurden dort erste Jungtiere beobachtet. Im östlichen Böhmerwald in der Nähe des Moldaustausees und nördlich der Stadt Gmünd gibt es heute um die 20 Tiere [2].

In Dänemark war der als Fleischquelle bejagte Elch schon vor 5'000 Jahren, also während der Jungsteinzeit, ausgerottet worden. Im Juni 2016 begann im abgezäunten, 2'100 ha großen Naturschutzgebiet "Lille Vildmose" eine Wiederansiedlung mit vorerst fünf Tieren. Geplant ist, den Bestand bis auf eine Höhe von 40 Individuen anwachsen zu lassen, um die Verwaldung des Hochmooors zu bremsen [11].

In Schweden stieg der Bestand seit dem zweiten Weltkrieg (Abschuss 1939: 8'916 Stück) bis 1982, als 174'741 Elche erlegt wurden, kontinuierlich an. Danach nahm er wieder ab. Während des letzten Jahrzehnts wurden bei abnehmender Tendenz jährlich noch zwischen 99'326 und 80'353 Stück erlegt. Die Sommerbestände wurden in den letzten Jahren auf 240'000 bis 360'000 Individuen geschätzt [19].

Bedeutung für den Menschen

Im Mittelalter galten Körperteile des Elchs, insbesondere seine Klauen, als Heilmittel. Man trug Ringe und Amulette aus Elchklauen gegen die Fallsucht (Tuberkulose). Wie bei anderen größeren Wiederkäuern auch, können sich bei Elch im höhen Alter in der Scheidewand der Herz-Vorkammern Herzknoche, zwei kreuzförmige Knochen bilden. Dabei handelt es sich um eine Verknöcherung von Bindegewebe. Diese Ossa cordis wurden gegen Herzleiden eingesetzt. Auch gebrannte Knochen, Blut und Geweih wurden als Grundlage für Heilmittel verwendet. Aus der dicken Haut wurden Kriegskleider hergestellt [6].

Heute wird der Elch zur Gewinnung von Fleisch, Trophäen und zur Vermeidung von Verbissschäden im Wald bejagt. In Schweden wurde die Produktion von Elchfleisch um 1980 auf jährlich 20 Millionen kg geschätzt [5]. Die Detailhandelspreise lagen 2018 bei etwa 30 € / kg Elchsteak und 67 € / kg Elchfilet [Online Inserate].

Bereits im 17. Jahrhundert wurden in Schweden und im 18. Jahrhundert in Russland Versuche zur Nutzung des Elchs als Last- und Reittier in unwegsamem Gelände unternommen. Auf umfangreicherer Basis wurde eine Domestikation des Elchs ab 1933 durch den Moskauer Zoo und später auf einer im Naturschutzgebiet Petschora-Ilytsch zu diesem Zweck eingerichteten Elchfarm versucht, wo viele Erkenntnisse über die Biologie des Elchs gewonnen werden konnten. Gemolkene Elchkühe lieferten während einer Laktationsperiode maximal 429 l Milch. Elche können ab dem 3. Lebensjahr geritten werden, ältere Tiere tragen Lasten von 80-100(-130) kg. Zur Fleischgewinnung wurden Elchbullen kastriert und im Alter von 30 Monaten geschlachtet [4; 7].

Haltung im Zoo

Als überwiegend solitäre Tiere sollten Elche in konventionellen Zoogehegen nur einzeln oder paarweise gehalten werden, allenfalls zwei verträglich Kühe zusammen mit ihren Kälbern [12]. In ausreichend großen Gehegen mit Rückzugsmöglichkeiten ist eine Vergesellschaftung mit Rehen möglich, wie es sie z.B. im Wildpark Langenberg gibt und früher im Tierpark Bern gab.

Das Höchstalter wird von WEIGL mit rund 18 Jahren und 5 Monaten für einen Europäischen und 17 Jahren und 2 Monaten für einen Amerikanischen Elch angegeben [14]. Im Fall wildlebender Elche in einer bejagten Population (Schweden) liegen die Höchstalter bei 17 Jahren für die Kühe und 9 Jahren für die Stiere [19].

Haltung in europäischen Zoos: Der Europäische Elch wird in rund 130 zoologischen Einrichtungen gehalten, darunter viele Wildparks. Gut ein Viertel der Haltungen befinden sich im deutschsprachigen Raum. Amur-Elche (A. a. cameloides) sind in Europa nur ganz ausnahmsweise zu sehen, Nordamerikanische (A. a. americanus, andersoni,gigas) gibt es in Europa seit 2022 nicht mehr. Für Details siehe Zootierliste

Mindestanforderungen an Gehege: Das Säugetiergutachten 2014 gibt für eine Gruppe bis zu 5 Elchen ein Gehege von 400 m² vor und für jedes weitere Adulttier 20 m² mehr. Wenn das mal gut geht .... Bei extensiver Haltung ist pro Tier eine Fläche von 1 ha vorzusehen.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für bis zu 3 Tiere ein Gehege von 800 m² mit Abtrennmöglichkeit, natürlichen oder künstlichen, allen Tieren gleichzeitig Platz bietenden Unterständen und einer Badegelegenheit vor. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche um 80 m² zu erweitern. Bei Haltung auf Naturboden wie gewachsen sind die Flächen zu verdreifachen.

Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) fordert für bis zu 5 Tiere ein Gehege von 800 m² mit Abtrennmöglichkeit, Suhle und Unterständen. Für jedes weitere Adulttier ist die Fläche um 80 m² zu erweitern. Bei extensiver Haltung ist für 5 Tiere eine Fläche von 10'000 m² vorzusehen.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Elch wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Cervus alces" erstmals wissenschaftlich beschrieben. John Edward GRAY vom British Museum in London stellte ihn 1821 in die heute gültige Gattung Alces. Von manchen Autoren wird diese in zwei Arten, Altwelt- und Neuweltelch geteilt. Heute geht man aber meist von einer Art mit 8 noch lebenden Unterarten aus, zumal es in Ostasien, wo sich die beiden "Arten" treffen, eine "Hybridzone" gibt, was mit dem klassischen Artbegriff unverträglich ist [8; 15]

  • Europäischer Elch (A. a. alces): Europa ohne Kaukasus, Westsibirien bis zum Jenissei
  • Kamtschatka-Elch (A. a. buturlini): Nordostsibirien und Kamtschatka
  • Amur-Elch (A. a. cameloides): China (Mandschurei) Mongolei, Ostsibirien (Ussuri-Gebiet)
  • Jakutischer Elch (A. a. pfizenmayeri): Russland (Zentralsibirien)
  • Ostkanadischer Elch (A. a. americanus): Ostkanada (ab Ontario), Nordost-USA
  • Westkanadischer Elch (A. a. andersoni): Westkanada und Nordwest-USA
  • Alaska-Elch (A. a. gigas): Alaska und Yukon-Gebiet
  • Yellowstone-Elch (A. a. shirasi): SüdwestKanada (Alberta), nördliche USA (bis Wyoming und Utah)

119 006 006 001 alces alces NPBW XaverKlaussner5Elchkuh (Alces a. alces) mit Kalb im Tierfreigehege Lusen des Nationalparks Bayerischer Wald © Xaver Klaußner, NP Bayerischer Wald

Literatur und Internetquellen

  1. BREHM, A. E. (1882-1887)
  2. DER ELCH
  3. GRIMMBERGER & RUDLOFF (2009) 
  4. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  5. HAWLEY, A.W.L., SYLVÉN, S. & WILHELMSON, M. (1983)
  6. HEDIGER, H. (1951)
  7. HEPTNER, W. G. & NASIMOWITSCH, A. A. (1967)
  8. HUNDERTMARK, K. 2016. Alces alces. The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T56003281A22157381. http://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2016-1.RLTS.T56003281A22157381.en. Downloaded on 23 February 2019.
  9. IULIUS CAESAR, C. (1944)
  10. KOHLSCHEIN, G.- M. (2011)
  11. LILLE VILDMOSE
  12. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  13. STAGL, W. (1999)
  14. WEIGL, R. (2005)
  15. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  16. ZUSATZINFORMATIONEN ZUM ELCHPLAN FÜR BAYERN
  17. NATURSCHUTZBUND ÖSTERREICH
  18. OSTPREUSSEN - GESCHICHTE VON PRITSCHALY
  19. SVENSKA JÄGAREFÖRBUNDET