Tiger

Sumatratiger (Panthera tigris sumatrae) in der Wilhelma Stuttgart
© Wilhelma (Pressefoto)

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Grosskatzen (Pantherinae)

D EN 650

EEPTiger

Panthera tigris • The Tiger • Le tigre

112 007 002 005 p tigris sumatrae TPBerlin KRSumatratiger (Panthera tigris sumatrae) im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

112 007 002 005 panthera tigris mapApproximative Verbreitung des Tigers (Panthera tigris)

112 007 002 005 p tigris jacksoni halleMalayischer Tiger (Panthera tigris jacksoni) im Zoo Halle © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

112 007 002 005 p tigris farbensehenSo ungefähr wird der Tiger vom Hulman (links) und vom Axishirsch (rechts wahrgenommen © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

112 007 002 005 p tigris jacksoni TPB wDreier1Malayische Tiger (Panthera tigris jacksoni) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

112 007 002 005 panthera tigris tigris delhi PD1Bengaltiger (Panthera tigris tigris) im Zoo Neu Delhi © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

112 007 002 005 panthera tigris rieger hannoverSibirischer Tiger (Panthera tigris altaica) im Zoo Hannover © Rieger, Zoo Hannover

112 007 002 005 panthera tigris amoyensis TPB wDreier 1Südchinesicher Tiger (Panthera tigris amoyensis) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

112 007 002 005 panthera tigris amoyensis shanghai wDreier 1Südchinesicher Tiger (Panthera tigris amoyensis) im Shanghai-Zoo © Wolfgang Dreier, Berlin

112 007 002 005 panthera tigris sondaica buda1970 PDJava-Tiger (Panthera tigris sondaica) im Zoo Budapest, heute ausgestorben © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

112 007 002 005 panthera tigris zrh ZinggSibirischer Tigerkater (Panthera tigris altaica) mit Jungtieren im Zoo Zürich © Robert Zingg, Zoo Zürich

112 007 002 005 panthera tigris sumatr wilhelmaSumatra-Tigerin (Panthera tigris sumatrae) mit Nachwuschs in der Wilhelms Stuttgart. Pressefoto Wilhelma

112 007 002 005 panthera tigris altaica H HSibirischer Tiger (Panthera tigris altaica) in Hagenbecks Tierpark © Tierpark Hagenbeck (Pressefoto)

112 007 002 005 panthera tigris philips muenchenSibirischer Tiger räkelt sich im Tierpark Hellabrunn © Lothar Philips, ehemals VZP

112 007 002 005 panthera tigris wienSibirischer Tiger (Panthera tigris altaica) im Schnee im Tiergarten Schönbrunn © TG Schönbrunn

haltung 10 4 2 1 tiger vierlingeVor einem halben Jahrhundert war die Freude groß, wenn eine Tigerin Vierlinge zur Welt brachte. Heute wird die Zucht gebremst, weil es schwierig geworden ist Jungtiere, in eine gute Haltung abzugeben © Zoo Basel

112 007 002 005 panthera tigris sriracha PD1In der thailändischen Sri Racha-Tigerfarm werden die neugeborenen Tiger laktierenden Sauen untergeschoben, die sie dann mit einem Teil ihrer Ferkel aufziehen. Dadurch können die Tigerweibchen gleich wieder gedeckt werden und drei Würfe pro Jahr bringen. Einige halbwüchsige Tiger werden mit ihren Schweinegeschwister als "Happy Family" für die zahlenden Touristen ausgestellt © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

112 007 002 005 panthera tigris tregomeur PD1Weißer Tiger (Panthera tigris) flehmend im ZooParc de Trégomeur © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

112 007 002 005 panthera tigris sumatrae brno brnoSumatra-Tiger (Panthera tigris sumatrae) im Zoo Brünn © Zoo Brünn

112 007 002 005 panthera tigris Wien JuttaKirchnerSibirischer Tiger (Panthera tigris altaica) badet im Tiergarten Schönbrunn im eiskalten Wasser © Jutta Kirchner / TG Schönbrunn (Pressefoto)

112 007 002 005 panthera tigris TPB2018 presse2018 im Tierpark Berlin geborene Sumatra-Tiger-Vierlinge (Panthera tigris sumatrae) erkunden erstmals ihr Außengehege © Tierpark Berlin, Pressefoto

Briefmarke TigerBriefmarke mit Tigermotiv, DDR, 35. Pf.

 

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Gemessen an der Anzahl Klicks auf dieser Seite, ist der Tiger nach dem Löwen und dem Asiatischen Elefanten die populärste Wildtierart. Aufgrund seiner kulturellen Bedeutung und seiner starken Gefährdung ist er von großem zoopädagogischem Interesse. Dass es Erhaltungszuchtprogramme für zwei Unterarten gibt, trägt ebenfalls dazu bei, dass die Art in europäischen Zoos sehr gut vertreten ist.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Körpergröße der Tiger variiert je nach Unterart beträchtlich. Die Kopf-Rumpflänge reicht von 140-290 cm, die Schulterhöhe von 70-95 cm, die Schwanzlänge von 60-95(-109) cm. Der Sibirische Tiger ist die größte noch lebende Katzenform. Die Inseltiger, d.h. der Sumatra- und die ausgestorbenen Bali- und Javatiger sind die kleinsten Tiger. Beim Sumatratiger wiegen Kater 100-140 kg und Kätzinnen 75-100 kg. Bei Bengaltigern aus Nepal sind die Kater 100, die Kätzinnen 50 kg schwerer. Sibirische Tigerkater können über 300 kg schwer werden.

Tiger haben eine gelbliche Iris mit ovalen Pupillen und einen Backenbart, der bei Katern und Inselformen stärker ausgeprägt ist als bei Kätzinnen und Festlandformen. Auch die Fellfärbung variiert regional.

Die Grundfarbe der Körperoberseite ist orange, gelbbraun bis rotbraun, Bauch, Innenseiten der Beine und Schwanzunterseite sind weiß und ebenfalls gestreift, wobei sich die weiße Färbung an den Flanken mehr oder weniger hoch hinaufziehen kann. Die Streifung kann enger oder weiter und mehr oder weniger kontrastreich sein. Gelegentlich treten weiße Tiger mit hellblauen Augen und wenig ausgeprägter Streifung auf [6; 7; 17].

Verbreitung

Süd-, Südost- und Ostasien: Bangladesch, Bhutan, China, Indien, Indonesien, Malaysia, Myanmar, Nepal, Russland, Thailand. In Nord-Korea vermutlich ausgestorben. Ausgestorben in Afghanistan, Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Irak, Iran, Kambodscha, Kasachstan, Kirgistan, Laos, Nordkorea, Pakistan, Singapur, Südkorea, Syrien, Tadschikistan, Türkei, Turkmenistan, Usbekistan, Vietnam [5; 20].

Lebensraum und Lebensweise

Tiger besiedeln unterschiedliche Waldtypen vom immergrünen Tropenwald bis zur Taiga, ferner trockenes und feuchtes Grasland, Bambus- und Schilfdschungel. Im Gebirge gehen sie bis auf 4'500 m.

Sie sind schlecht kletternde Bodenbewohner und Einzelgänger, die exklusive Territorien für sich beanspruchen. Allerdings kann sich das Territoriums eines Katers mit jenen von bis zu drei Kätzinnen überlappen. Der Raumbedarf ist in der Wildbahn vom Nahrungsangebot abhängig und kann zwischen 20 und 450 km² liegen.

Das Beutespektrum ist sehr groß. Es reicht vom 2 kg schweren Kantschils bis zum 1'000 kg schweren Gaurbullen und variiert regional. Generell sind Hirscharten und Wildschweine die Hauptnahrung. Gebietsweise wird auch der Mensch als Beute angesehen.[4; 5; 6; 17].

Wir Menschen nehmen als mit trichromatischem Farbensehen ausgestattete Primaten die Farbe des Tigerfells als äußerst auffälig wahr. Dies ist bei den hauptsächlichen Beutetieren, den Hirschen und anderen Huftieren, nicht der Fall. Bei ihnen weist die Netzhaut nur zwei Zapfen-Zelltypen auf. Die Rot-Rezeptoren fehlen, damit sind die Beutetiere rot-grün- blind, das für uns auffällige Orange oder Rotbraun erscheint ihnen als unauffälliges Grünlich. Damit ist der Tiger im Unterholz bestens getarnt und kann sich nahe an die Beute anschleichen [21]. In Indien kompensieren Axishirsche ihre Rotgrün-Blindheit dadurch, dass sie sich mit Hulmans vergesellschaften, welche rote Farbtöne schon auf Distanz erkennen können.

Im Süden des Artareals gibt es keine feste Fortpflanzungszeit, im Norden werden die Welpen meist im Frühling geboren. Nach einer Tragzeit von etwa 103 (98-115) Tagen wirft die Tigerin in einem Dickicht, einer Felsspalte oder einer Höhle 3 (2-6) blinde Junge. Diese haben ein Geburtsgewicht von 786-1'610 g. Sie werden mit 6 Monaten entwöhnt, können aber erst mit 12-18 Monaten selbst Beute machen, wenn die definitiven Eckzähne durchgebrochen und funktionsfähig sind. Mit 18-20 Monaten sind sie selbständig, verlassen aber das Territorium der Mutter meist später, nachdem diese wieder geworfen hat. Geschlechtsreife erreichen sie mit 3-4 Jahren [6; 8; 17].

Gefährdung und Schutz

Um 1900 lebten etwa 100'000 Tiger in einem überwiegend zusammenhängenden Verbreitungsgebiet, das sich vom Schwarzen Meer zur Küste des Pazifischen Ozeans und den Großen Sunda-Inseln über  30 asiatische Länder erstreckte. Heute gibt es im Ganzen schätzungsweise noch 4'500-4'750 wildlebende Tiger. Davon sind 600 Amurtiger, dessen Bestände sich in den letzten Jahren etwas erholt haben, 3'450 Bengaltiger, 150 Malayische und 300 Sumatra-Tiger. Vom Indochinesischen Tiger soll es in Thailand noch ein paar geben, im übrigen Areal ist er ausgestorben [20].

Der Tiger wird als Art seit 1986, letztmals überprüft 2021, als stark gefährdet eingestuft (Rote Liste: ENDANGERED). Die Datenblätter für die einzelnen Unterartblätter wurden 2022 aufgehoben. Zuvor waren der Südchinesische und der Sumatra-Tiger als hoch bedroht (Rote Liste: CRITICALLY ENDANGERED) aufgeführt wesen. Bali-, Java- und Kaspitiger sind im 20. Jahrhundert ausgerottet worden. Der letzte Nachweis eines Balitigers datiert aus den 1930er-Jahren, des Kaspitigers von anfangs der 1970er-Jahren und des Javatigers von 1976 und des Südchinesischen Tigers von 2017 [5; 20].

Der internationale Handel ist nach CITES-Anhang I eingeschränkt.

Zoogestützte Artenschutzprojekte (Beispiele):

  • Unter den verschiedenen Organisationen, die sich um den Schutz des Tigers bemühen, steht „21st Century Tiger“, eine Partnerschaft der Zoologischen Gesellschaft London (Zoo London und Tierpark Whipsnade) mit der britischen Organisation Global Tiger Patrol, der Zoowelt besonders nahe. Von 2002-2004 führte der Europäische Zoo- und Aquarienverband (EAZA) eine Tigerkampagne durch, um Geldmittel für die Unterstützung von Projekten der „21st Century Tiger“ zu sammeln. Diese Kampagne brachte rund 750'000 € ein. 2003 folgte die Australischen Zoos mit einer Kampagne, die über 100'000 Australische Dollars beitrug. Verschiedene Zoos unterstützten „21st Century Tiger“ auch in den folgenden Jahren, und so kamen innerhalb von sechs Jahren insgesamt 1'102'281 € zusammen. Zu diesem globalen Ergebnis trugen Zoos in Deutschland, Österreich und der Schweiz beinahe ein Fünftel bei.

  • Bis 2017 konnten dank weiterer Zuwendungen über 70 Tigerschutzprojekte mit rund 2.5 Millionen Euro gefördert werden. 2018 fusionierte "21st Century Tiger mit einer Organisation, die sich um den Schutz des Amurleoparden kümmerte, zur WildCats Conservation Alliance. Diese wurde innert kürzester Zeit von Zoos mit über 100'000 € bedacht. Mit der Einführung des Naturschutzfrankens bzw. -euros wurden auch der Walter Zoo in Gossau SG und die Wilhelma Stuttgart in die Lage versetzt, die WildCats Alliance mit namhaften Beiträgen zu unterstützen. 2021 stellten der Walter Zoo 28'000 € und die Wilhelma 18'400 € zur Verfügung.

  • Seit 2004 wurden etwa 2,4 Millionen Hektar Schutzgebiete in der Amur-Region geschaffen. Die Zoos von Köln und Leipzig sind Kooperationen mit dem WWF Deutschland eingegangen, um in diesen Schutzgebieten konkrete Maßnahmen zu finanzieren.

  • Der Zoo Zürich unterstützt seit 2009 den Kaeng Krachan Nationalpark in Thailand und hat bis 2021 insgesamt 1'523'000 CHF an direkten Beiträgen geleistet. Das Engagement des Zoos dient zwar primär dem Schutz der dort lebenden Elefanten, aber die intensivierte und professionalisierte Wildhut hat auch zu einer deutliche Zunahme der Tigerpopulation geführt. mehr ...

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: In der Vergangenheit wurden Tiger zur Gewinnung von Trophäen gejagt, die als Teppiche oder Wandschmuck Verwendung fanden. Im internationalen Pelzhandel spielten sie eine geringe Rolle, weil ihr Fell sehr rau und zur Herstellung von Pelzbekleidung ungeeignet ist. Dagegen waren und sind sie sehr wichtig in der traditionellen orientalischen Medizin und ihre Zähne und Krallen sind als Amulette begehrt. Durch die Aufnahme in Anhang I wurde der internationale Handel mit Naturentnahmen verboten. Es gibt aber in Asien nach wie vor einen beträchtlichen illegalen Handel, und es wurden Farmen errichtet, wo Tiger wie am Fließband produziert, den Touristen vorgeführt und schließlich geschlachtet werden [5].

Kulturelle Bedeutung: Naturgemäß ist der Tiger vor allem in seinem asiatischen Verbreitungsgebiet von grosser kultureller Bedeutung. In China ist er eines der 12 Tierkreiszeichen und hat er einen festen Platz in den Tier- und Schwankmärchen, wenn er dort auch keine besonders wichtige oder gar rühmliche Rolle spielt, sowie im Zaubermärchen [12].

Allerdings kann sich der Tiger im chinesischen Märchen auch von einer ganz anderen Seite zeigen. So wird etwa erzählt, wie eine Tigerin zum Dank für Hebammendienste bei einer schweren Geburt der Helferin eine Schwiegertochter ins Haus bringt; dem Mann, der einem verwundeten Tiger beistand, rettet der Tiger das Leben oder hilft ihm bei einem Feldzug; einen Mann, der in eine Tigerhöhle gefallen war und die Jungen fütterte, belohnt die Tigermutter mit Geld [12].

In der bei uns verbreiteten Literatur ist er vor allem bekannt durch seine Rolle als König Shere Khan in Rudyard KIPLINGs Dschungelbüchern [9]. Aber es gibt auch zwei Fabeln von Gotthold Ephraim Lessing, in denen der Tiger eine Hauptrolle spielt:

Haltung

Seit 1967 gibt es ein Internationales Zuchtbuch (ISB) [20], das für alle noch existierenden Tiger-Unterarten am Zoo Leipzig geführt wird. Es umfasst nebst Tieren unklaren Ursprungs und Unterart-Hybriden 552 lebende Sibirische Tiger in 238 Institutionen, 124 Südchinesische Tiger in 14 Institutionen, 12 Indochinesische Tiger in 4 Institutionen, 79 Malaiische Tiger in 35 Institutionen, 258 Bengaltiger in 45 Institutionen und 334 Sumatratiger in 127 Institutionen. Davon sind 12 Sibirische, 1 Indochinesischer, 51 Bengal- und 13 Sumatratiger Wildfänge [Daten bis November 2022].

Tiger können im Zoo ausnahmsweise ein Alter von 26 Jahren erreichen, die durchschnittliche Lebenserwartung liegt im Zoo bei 12-18 Jahren [5; 16].

Haltung in europäischen Zoos: Tiger werden in rund 410 Zoos gehalten, von denen sich über 60 im deutschsprachigen Raum befinden. Rund 170 Zoos halten nicht näher bestimmte Tiger oder Unterarthybriden, etwa 180 Zoos haben Sibirische, 55 Sumatranische und weniger als 10 Malayische Tiger. Von dem früher häufig gehaltenen, heute in Europa nicht mehr gepflegten Begaltiger waren wohl viele Unterarthybriden (tigris x altaica). Der Südchinesische Tiger war stets selten, die beiden letzten lebten bis 1985 in Zoos der damaligen Sowjetunion. Dasselbe trifft für den Kaspitiger zu, dessen letztes Exemplar bis 1960 in Hagenbecks Tierpark stand, ebenso für den Javatiger, der bis 1976 im Budapester Zoo zu sehen war. Der letzte Hinterindische Tiger dürfte ein Tier im Zoo von Usti nad Labem gewesen sein, das dort bis mindestens 1997 lebte. Für Details siehe Zootierliste.

Seit 2010 bestehen Europäischen Erhaltungszuchtprogramme (EEP) für den Sibirischen und den Sumatratiger. Diese wurden beide vom Zoo London koordiniert, 2020 wurde das Programm für den sibirischen Tiger vom Tierpark Berlin übernommen.

Wie Tiger gehalten werden (Beispiele):

Forschung im Zoo: Der Tiger ist immer wieder Gegenstand von tiermedizinischen oder ethologischen Forschungsarbeiten, die auch darauf abzielen, die Haltungsbedingungen zu optimieren [1; 2; 3; 10 11; 13; 14; 15].

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für einen oder ein Paar Tiger ein zeitlich begrenzt unterteilbares Außengehege von 200 m² Fläche und 3.50 m Höhe vorhanden sein. Für jedes weitere erwachsene Tier soll eine Fläche von 100 m² zusätzlich zur Verfügung stehen. Das Innengehege soll eine Fläche von 20 m² pro Tier und eine Höhe von 2.5 m haben. Für sibirische Tiger ist kein Innengehege notwendig.

Die Schweizerischen Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 1-2 Tiere ein Außengehege mit einer Fläche von 80 m² und ein Innengehege von 30 m² vor, die beide eine Höhe von 3 m haben müssen. Für jedes weitere erwachsene Tier ist die Fläche außen um 20 und innen um 15 m² zu erweitern. Für Sibirische Tiger sind anstelle eines Innengehege individuelle Schlafboxen von 2.5 m² anzubieten.

Die 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) fordert, dass Tiger mindestens paarweise gehalten werden müssen, dass für ein Paar ein Außengehege mit einer Fläche von 500 m² bei 3.50 m Höhe und für jedes weitere Adulttier 50 m² zusätzlich erforderlich ist, und dass das Innengehege eine Grundfläche von 50 m² bei ebenfalls 3.50 m Höhe haben muss und für jedes weitere Tier 5 m² mehr. Für Sibirische Tiger sind anstelle eines Innengeheges isolierte Schlafboxen vorgeschrieben.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Tiger wurde 1758 von Carl von LINNÉ als "Felis tigris" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die heute gültige Gattungsbezeichnung Panthera wurde 1816 von dem aus der Ortenau stammenden, nachmaligen Rektor der Universität Zürich, Lorenz OKEN, vergeben.

Die Rote Liste der IUCN führt 6 noch lebende und 3 im 20. Jahrhundert ausgestorbene Tiger-Unterarten auf. Der Hinterindische Tiger (Panthera tigris corbetti) wurde erst 1968 beschrieben. 2004 wurde von diesem der Malaiische Tiger (Panthera tigris jacksoni) abgespaltet [5].

2014 erschien eine von renommierten Autoren verfasste Studie, die zum Schluss kam, es gäbe nur zwei Tiger-Unterarten, den Inseltiger (Panthera tigris sondaica) und den Festland-Tiger (Panthera tigris tigris), wobei letzterer in zwei "Conservation Units", südliche bzw. nördliche Festland-Tiger unterteilt werden könne [19].

Am 25. Oktober 2018 wurde eine von einem ebenso renommierten Autorenteam verfasster Artikel, der die 2014 verfasste Studie zu Makulatur erklärte und die Existenz und Berechtigung der ursprünglich neun Unterarten, von denen noch sechs leben, bestätigte. Dabei bestätigten sich die bekannten Tatsachen, dass der Sumatratiger (Panthera tigris sumatrae) sich von allen lebenden Festlands-Unterarten genetisch am deutlichsten unterscheidet, dass der Hinterindische Tiger (Panthera tigris corbetti) und der Malayische Tiger (Panthera tigris jacksoni) sogenannte Schwester-Taxa sind, dass der Bengaltiger (Panthera tigris tigris) die früheste und der Amurtiger (Panthera tigris altaica) die späteste Divergenz ausbildete sowie dass der Amurtiger (Panthera tigris altaica) und der Südchinesische Tiger (Panthera tigris amoyensis) enger mit einander verwandt sind, was sich von der möglichen historischen Vermischung und dem Genfluss zwischen isolierten Tigerpopulationen in Ostasien herleitet [18]. Die IUCN anerkennt zur Zeit die Neun-Unterarten-Theorie [5].

112 007 002 005 panthera tigris sumatrae melb PD1Sumatra-Tiger (Panthera tigris sumatrae) im Zoo Melbourne © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Literatur und Internetquellen

  1. ACHENBACH, S. (2002b)
  2. BERGER, H. (1993)
  3. EXNER, C. (1995)
  4. BREITENMOSER-WÜRSTEN, CH. & BREITENMOSER, U. (2013)
  5. GOODRICH, J., WIBISONO, H., MIQUELLE, D. et al. (2022). Panthera tigris. The IUCN Red List of Threatened Species 2022: e.T15955A214862019. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2022-1.RLTS.T15955A214862019.en. Accessed on 10 February 2023.
  6. GRIMMBERGER, E. & RUDLOFF, K. (2009)
  7. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  8. KERN, C. (2012)
  9. KIPLING, R. (2003)
  10. KUPFER, F. (1998)
  11. MOORE-JONES, J. (2013) 
  12. NAUMANN, N. (1997)
  13. SCHIMMELPFENNIG, A. (2015)
  14. VOLLRATH, C. (2010)
  15. WANKER-STEMPELL, S. (2006)
  16. WEIGL, R. (2005)
  17. WILSON, D. E. & MITTERMEIER, R.A. eds. (2009-2019)
  18. LIU, Y.-C., SUN, X., DRISCOLL, C., MIQUELLE, D., XU, X., MARTELLI, P., UPHYRKINA, O., SMITH, J., OBRIEN, S. & LUO, S.-J. (2018)
  19. WILTING, A., COURTIO, A., CHRISTIANSEN, P., NIEDBALLA, J., SCHARF A. K., ORLANDO, L., BALKENHOL, N., HOFER, N., KRAMER-SCHADT, S., FICKEL, J. & KITCHENER, A. C. (2015)
  20. MÜLLER, P. (2022). INTERNATIONALES TIGERZUCHTBUCH. 47. Ausgabe, Daten bis 30.11.2022. Hrsg. Zoologischer Garten Leipzig  / Species360.
  21. SCHOLTYßEK, C. & KELBER, A. (2017)