Springbock

Springbock (Antidorcas marsupialis) im Zoo Berlin
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern

Überordnung: LAURASIATHERIA
Taxon ohne Rang: CETARTIODACTYLA
Ordnung: Paarzeher (ARTIODACTYLA)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hornträger (Bovidae)
Unterfamilie: Gazellenartige (Antilopinae)
Tribus: Gazellen (Antilopini)

D LC 650

EEPSpringbock

Antidorcas marsupialis • The Springbok • Le springbok

119 009 021 001 antidorcas marsupialis subad sigean PD1Subadulter Springbock (Antidorcas marsupialis) im Safari africain de Sigean © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 009 021 001 antidorcas marsupialis mapApproximative Verbreitung des Springbocks (Antidorcas marsupialis)

119 009 021 001 antidorcas marsupialis dvur KR1Springbock-Ricke (Antidorcas marsupialis) im Zoo Dvůr Králové © Klaus Rudloff, Berlin

119 009 021 001 antidorcas marsupialis lichtenburg PD1Südafrikanische Springböcke (Antidorcas m. marsupialis) im Lichtenburg Game Breeding Centre des Zoos Pretoria © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 009 021 001 antidorcas marsupialis mix sigean PD1Springböcke (Antidorcas marsupialis) in Gemeinschaftshaltung mit Impalas (Aepyceros melampus) im Safari africain de Sigean © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 009 021 001 antidorcas marsupialis amsterdamSpringbock (Antidorcas marsupialis) im Artis-Zoo Amsterdam © Klaus Rudloff, Berlin

119 009 021 001 antidorcas marsupialis BER KR1Springbock (Antidorcas marsupialis) mit Winterfell im Zoo Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

119 009 021 001 antidorcas marsupialis kerkradeSpringbock (Antidorcas marsupialis) im Gaia-Zoo Kerkrade © Klaus Rudloff, Berlin

119 009 021 001 antidorcas marsupialis GKN KR1Kämpfende Springböcke (Antidorcas marsupialis) in der ZOOM Erlebniswelt Gelsenkirchen © Klaus Rudloff, Berlin

119 009 021 001 antidorcas marsupialis dvur KR2Springbock (Antidorcas marsupialis) beim Harnabsatz im Zoo Dvůr Králové © Klaus Rudloff, Berlin

119 009 021 001 antidorcas marsupialis dvur KR3Äsende Springbock-Ricken (Antidorcas marsupialis) im Zoo Dvůr Králové © Klaus Rudloff, Berlin

119 009 021 001 antidorcas marsupialis etosha PD2Springbock-Ricke (Antidorcas marsupialis hofmeyri) im Etoscha-Nationalpark © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 009 021 001 antidorcas marsupialis black H tKauffelsSchwarze Springböcke (Antidorcas marsupialis) im Zoo Hannover © Thomas Kauffels, Opel-Zoo Kronberg

119 009 021 001 antidorcas marsupialis weiss dvur PD1Weiße Springböcke (Antidorcas marsupialis) im Zoo Dvůr Králové © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

119 009 021 001 antidorcas ushunting.proboards.comBeim "Culling" zur Fleischgewinnung werden Springböcke innerhalb kurzer Zeit in beträchtlicher Anzahl erlegt. Auch wenn derartige Bilder Tierschützer erschrecken mögen, handelt es sich doch um eine nachhaltige Landnutzung, bei der Lebensraum für Wildtiere erhalten bleibt. Bild http://ushunting.proboards.com

119 009 021 001 antidorcas marsupialis krugerrandKrugerrand. Goldmünze aus einer Unze Feingold. Preis etwa 1'230 €.

 

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Der Springbock ist eine nicht gefährdete Gazellenart, die sich als Charaktertier südafrikanischer Trockengebiete gut als Botschafter für Natur- und Artenschutz in der südafrikanischen Subregion eignet, aber nicht sehr häufig gehalten wird. Wo er gezeigt wird, erfolgt dies oft im Rahmen von "Afrika"-Anlagen in Gesellschaft mit Vögeln und anderen afrikanischen Huftieren.

Körperbau und Körperfunktionen

Springböcke, bei denen beide Geschlechter Hörner tragen, erreichen eine Kopf-Rumpflänge von rund 120-150 cm, eine Schulterhöhe von etwa 75 (68-90) cm, wobei die Kruppe etwas höher ist als der Widerrist. Böcke werden bis ungefähr 50 kg schwer, Ricken sind mit bis etwa 37 kg deutlich leichter. Die Schwanzlänge beträgt 20-32 cm. Die Voraugendrüsen sind gut entwickelt. Die Hörner können bei den Böcken bis gegen 50 cm lang werden. Sie sind leierförmig und quergewulstet. Bei den Ricken sind sie deutlich kürzer und schlanker.

Auffälligstes Kennzeichen ist, dass die Haut von der Rückenmitte bis gegen die Schwanzwurzel eingefaltet, stark mit Talgdrüsen besetzt und mit langen Haaren ausgekleidet ist. Diese Hauttasche kann ausgestülpt werden, wobei die weißen Haare aufgerichtet und fächerartig ausgebreitet werden. Ansonsten ist das Fell an Bauch und Beininnenseiten weiß und oberseits zimtbraun. Die beiden Bereiche sind durch einen schwarzen Flankenstreifen getrennt: Das Gesicht ist weiß mit einem schwarzen Streifen, der von der Oberlippe über das Auge bis zum Hornansatz reicht [2; 4; 11].

Verbreitung

Südliches Afrika: Angola, Botswana, Namibia, Südafrika, früher auch Lesotho [3].

Lebensraum und Lebensweise

Springböcke besiedeln die Trockengebiete der Sukkulenten- und der Nama-Karoo sowie des Namib, die Trockensvanne der Kalahari und die Grasländer des Highvelds. Ihre Höhenverbreitung reicht vom Meeresspiegel bis auf 2'000 m. Während der Regenzeit sind sie überwiegend Grasäser, die während der länger dauernden Trockenzeit auf Blätter von Sträuchern, Akazienblüten, Sukkulenten und Tsammamelonen (Citrullus ecirrhosus) umstellen. Wenn Wasser vorhanden ist, trinken sie gerne, sonst decken sie ihren Flüssigkeitsbedarf über wasserreiche Wurzeln, Knollen und Früchte [3; 4].

Die Böcke sind territorial, jüngere und überzählige Tiere schließen sich zu Junggesellengruppen zusammen. Die Ricken bilden mit ihren Jungen und Subadulten beiderlei Geschlechts Weibchenrudel. Früher kam es saisonal zu Wanderungen, bei denen sich die "Trekbokken" zu riesigen gemischten Herden vereinigten und sich aufmachten, um neue Nahrungsgründe zu erschliessen. Der letzte derartige "Trek" fand im Kapland um 1896 statt. Im Nordkap kam es bis in die jüngste Zeit zu kleineren Treks [4; 7].

Die Fortpflanzung kann ganzjährig erfolgen, es kommt aber zu saisonalen Häufungen. Im Norden des Verbreitungsgebiets werden die meisten Kälber im Dezember/Januar, im Süden im September/Oktober geboren. Nach einer Tragzeit von 167-175 Tagen wird in der Regel ein einzelnes, 4-5 kg schweres Kitz geboren [4; 5].

Springböcke haben ihren Namen daher, dass sie ein auffälliges Sprungverhalten zeigen, die sich deutlich vom "Stotting" der anderen Gazellen unterscheidet und auf Afrikaans "pronken" genannt wird: Sie machen einen Katzenbuckel, stellen die Füße eng zusammen und führen mit tief getragenem Kopf und hängendem Schwanz Prellsprünge aus. Dabei wird die weiße Rückenmähne sichtbar [9].

Gefährdung und Schutz

Der Springbock ist weit verbreitet und mit einem Gesamtbestan von 2-2.5 Millionen Exemplaren eine der häufigsten Antilopen in der südafrikanischen Region. Er ist in vielen, teils großflächigen Schutzgebieten und besonders zahlreich auf privatem Farmland zu finden. Auf der Grundlage einer Beurteilung aus dem Jahr 2016 wurde er deshalb als nicht-gefährdet eingestuft (Rote Liste: LEAST CONCERN) [3].

Der internationale Handel ist nach CITES nicht geregelt. Die Einfuhr lebender Tiere aus den Ursprungsländern ist aber wegen der restriktiven Veterinärbestimmungen der EU so gut wie ausgeschlossen, dies im Gegensatz zum Fleisch.

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung: Springböcke werden wegen ihres sehr geschätzten Fleischs, das lokal zu Biltong verarbeitet und tiefgefroren exportiert wird, und wegen ihrer Felle, die zu Wandschmuck, Handtaschen etc. verarbeitet werden, gejagt oder in Wildfarmen gezüchtet. Sie sind von großer Bedeutung für die Sportjagd und ernähren zahlreiche Anbieter von Jagdsafaris und Taxidermisten. Sie sind auch eine wesentliche Komponente des nationalen Lebendwildhandels in Südafrika und Namibia und tragen viel zum Naturerlebnis der Photo-Touristen in Nationalparks bei [3].

Die Nutzung von Wildtieren auf Privatland gewinnt im südlichen Afrika zunehmend an Bedeutung. In Namibia haben sich im Zeitraum von 1970 bis 2000 die Schalenwildbestände auf Privatland verdoppelt, die Rinder-, Schaf- und Ziegenbestände dagegen um 45 % abgenommen. Der Springbock stellt dabei mit einem Bestand von 726'000 Tieren (im Jahr 2007) die kopfstärkste Wildart. In Gebieten ohne Großraubtiere liegt seine jährliche Bestandszunahme bei 30 %, wo Löwe, Leopard und Gepard vorkommen, bei 25%. Im Interesse einer nachhaltigen Landnutzung ist dieser Zuwachs abzuschöpfen. Bei einer Nutzung für den Eigenbedarf von 8% und Trophäenabschüssen von 3% verbleiben für die kommerzielle Fleischproduktion 14-19%, d.h. es müssen in diesem Rahmen jährlich über 100’000 Tiere abgeschossen werden [6].

Dass so viele Springböcke auf eingezäuntem Privatland vorkommen, hatte - wie etwa beim Damhirsch oder dem Blessbock - einen gewissen Domestikationseffekt, indem es mittlerweile weiße, schwarze, kupfer- und cremefarbene, gescheckte sowie weitere Zuchtstämme gibt [4].

Kulturelle Bedeutung: Der Springbock ist das Nationaltier Südafrikas. Bis zum Jahr 2000 war er zusammen mit dem Spießbock der Schildhalter des südafrikanischen Wappens. Der Springbock ist auf der südafrikanischen Goldmünze, dem Krugerrand und auf verschiedenen Briefmarken dargestellt. Der "Flying Springbok" war früher das Emblem der South African Aiways. Die beliebteste Rugby-Mannschaft des Landes nennt sich "Springboks", wobei ihr Emblem unter Druck steht, weil es mit dem Apartheid-Regime konnotiert wird [STUFF, Wellington, vom 20.04.2016].

Haltung

Eine Vergesellschaftung von Springböcken mit anderen Arten ist möglich. So gibt es Gemeinschaftshaltungen u.a. mit Afrikanischen Straußen, Marabus, Gänsegeiern, Perlhühnern, Kronenkranichen, Breitmaulnashörnern, Steppenzebras, Giraffen, Elenantilopen, Großen Kudus, Pferde- und Rappenantilopen, Streifengnus, Blessböcken, Impalas und weiteren, von Ursprungsgebiet und Lebensraum her bisweilen nicht unbedingt passenden Antilopen.

Als Altersrekord gibt WEIGL für ein im San Diego Zoo geborenes und später in Salt Lake City gehaltenes Weibchen 19 Jahre und 10 Monate an [10].

Haltung in europäischen Zoos: Die Zahl der Haltungen hat in letzter Zeit abgenommen. Gegenwärtig (2023) wird die Art noch in 13 Zoos gezeigt, von denen sich 3 in Deutschland befinden. Zu Beginn der 1970er Jahre importierte der damalige Direktor des Dvůr Králové Zoos, Josef Vágner, nebst wildfarbenen auch Gruppen von Schwärzlingen und Weißligen aus Namibia, die anfänglich separat gehalten und gezüchtet wurden. Diese Mutanten sind heute weitgehend verschwunden. Für Details siehe Zootierliste.

Es gab ein Europäisches Zuchtbuch (ESB), das am Gaia Park in Kerkrade geführt, aber 2022 aufgegeben wurde.

Wie Springböcke gehalten werden (Beispiel):

Forschung im Zoo: Als soziale und oft mit anderen Arten vergesellschaftete Tierart bietet sich der Springbock für ethologische Arbeiten an. So verdanken wir Vieles, was wir heute über das Verhalten des Springbocks und anderer Gazellen wissen den Beobachtungen, die der aus Dresden stammende Zoologe Fritz WALTHER vor einem halben Jahrhundert in Zoos gemacht hat. Auch in jüngerer Zeit werden solche Arbeiten durchgeführt. Beispielshalber wurde die Raum-zeitliche Nutzung und soziale Beziehungen auf einer Gemeinschaftsanlage afrikanischer Großtiere in der ZOOM Erlebniswelt Gelsenkirchen untersucht [8; 9].

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll für bis zu 5 Tieren ein Gehege von mindestens 200 m² zur Verfügung stehen. Für jedes weitere Tier kommen 20 m² zur Basisfläche dazu. Zudem wird ein Stall von etwa 3 m²/Tier vorgegeben.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2022) schreibt für bis zu 10 Tieren ein Gehege mit Trenn- oder Absperrmöglichkeit vor, dessen Grundfläche 500 m² misst. Für jedes weitere Tier kommen 40 m² zur Basisfläche dazu. Ferner ist ein Stall mit einer Fläche von 4 m²/Tier erforderlich, in klimatisch günstigen Regionen reichen eventuell Unterstände, die allen Tieren gleichzeitig Platz bieten.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2023) ist für 1-5 Tiere ein Außengehege von 500 m² erforderlich, für jedes weitere 50 m² mehr. Zudem muss der Zugang zu einem trockenen windgeschützten Innenraum gewährleistet sein.

Taxonomie und Nomenklatur

Der Springbock wurde 1780 von dem Braunschweiger Naturkundeprofessor Eberhardt August Wilhelm von ZIMMERMANN unter dem Namen "Antilope marsupialis" erstmals wissenschaftlich beschrieben. Der heute gültige Gattungsname Antidorcas wurde 1847 vom schwedischen Zoologen Carl Jakob SUNDEVALL vergeben. Traditionell wurde von einer Springbockart mit 2 Unterarten ausgegangen.

1975 wurde aufgrund von karyologischen, elektrophoretischen und morphologischen Kriterien festgestellt, dass es nicht gerechtfertigt sei, diese Unterarten aufrecht zu erhalten. Da es Größenunterschiede zwischen den nördlichen und südlichen Springböcken gibt, hielten aber viele Autoren an den Unterarten fest und die in den letzten Jahren aktiven "Splitter"-Taxonomen entblödeten sich nicht, die "Unterarten" in den Artstatus zu erheben, obwohl vergleichbare oder extremere Unterschiede in der mittleren Körpergröße auch beim Menschen vorkommen (z.B. Niederländer : Süditaliener). Dies ist umso fragwürdiger, als der Springbock in Südafrika gegen Ende des 19. Jahrhundert weitgehend ausgerottet war und der heutige Bestand hauptsächlich auf Umsiedlungen beruht, wobei auch Kalahari-Springböcke (Antidorcas "hofmeyri") in das ursprüngliche Areal des Kap-Springbocks (Antidorcas marsupialis) verfrachtet wurden. Dieselben Autoren haben auch den 1922 beschriebenen Angola-Springbock (Antidorcas "angolensis") wieder ausgegraben und zur Art befördert, obwohl es von diesem nicht einmal morphometrische Daten gibt. In der Roten Liste der IUCN wird der Springbock zum Glück als monotypisch angesehen [1; 3; 7; 11].

Literatur und Internetquellen

  1. GROVES, C.P. & GRUBB, P. (2011)
  2. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  3. IUCN SSC Antelope Specialist Group (2016). Antidorcas marsupialis (errata version published in 2017). The IUCN Red List of Threatened Species 2016: e.T1676A115056763. http://www.iucnredlist.org/details/1676/0. Downloaded on 14 June 2018.
  4. MILLS, G & HES, L. (1999)
  5. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  6. SCHALKWYK van D.L., NcMILLIN, K. W., WITTHUHN, R.C.& HOFFMAN, L.C. (2010)
  7. SMITHERS, R. H. N. (1983)
  8. WALDER, S. (2007)
  9. WALTHER, F. (1968)
  10. WEIGL, R. (2005)
  11. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)

SAF-07-03-02 etoscha springbockSpringböcke (Antidorcas marsupialis hofmeyri) im natürlichen Lebensraum. Etoscha Nationalpark, Namibia © Peter Dollinger, Zoo Office Bern