Die Kalksteinwände der Südküste fallen bei Bonifacio 60 m ins Meers ab
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
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AllgemeinesKorsika wird umgeben vom Westlichen Mitelmeer, dem Ligurischen Meer, dem Tyrrhenischen Meer und der durch die 12 km breite Straße von Bonifacio getrennten Schwesterinsel Sardinien. Mit einer Fläche von 8'722 km² ist Korsika nach Sizilien, Sardinien und Zypern die viertgrößte Insel des Mittelmeers. Ihre Küstenlänge beträgt 1'047 km. Das Littoral Korsikas ist im Westen charakterisiert durch aus Granitfelsen gebildeten Steilküsten und dazwischen Buchten mit Sand- oder Kiesstränden, wie die Golfe von Porto, Sagone, Ajaccio und Valinco. Im Osten gibt es nur zwei größere Buchten, den Golf von Porto-Vecchio und den Golf von Santa Manza, jedoch mehrere vom Meer durch Dünen abgetrennte Lagunen. Die größte von diesen ist der Étang de Biguglia mit 1'450 ha, gefolgt vom Étang d'Urbino mit 790 ha. Eine Gebirgskette mit über 50 Zweitausendern teilt die Insel in zwei geologische Zonen, den zerklüfteten, aus Granit, Gneis und Porphyr bestehenden Westteil und den aus Kalkschiefer bestehenden, von einem Mittelgebirge über ein Hügelland in einen flachen Küstenstreifen auslaufenden Ostteil. Die beiden höchsten Berge sind der Monte Cinto (2'706 m) und der Monte Rotondo (2'622 m). Die längsten Flüsse sind der Golo und der Tavignano mit je 89 km Länge. Politisch ist Korsika ein Département Frankreichs. Die Insel hat etwa 350'000 Einwohner, die Bevölkerungsdichte liegt bei 40/km² [3; 7]. Vegetation und CharakterpflanzenVor der Küste Korsikas existieren ausgedehnte Seegraswiesen (Posidonia oceanica). Allein diejenigen des Meeresnaturparks Cap Corse und Agriate haben eine Fläche von etwa 100 km². An manchen Orten werden die Seegrasbestände durch ankernde Jachten gefährdet [11]. Die Flora Korsikas umfasst rund 2'000 Arten Gefäßpflanzen, davon 78 endemische, und 42 Arten Orchideen [6; 9]. Weil Korsika sehr gebirgig ist, gibt es unterschiedliche Klimazonen und damit auch unterschiedliche Vegetationsstufen:
TierweltAuf Korsika kommen 25 Fledermausarten vor. An terrestrischen Landsäugetieren gibt es, wenn man die verwilderten Haustiere nicht mitzählt 18 Arten, von denen die allermeisten irgendwann vom Menschen eingeführt oder unabsichtlich eingeschleppt worden sind. So wurden für jagdliche Zwecke drei Hasenarten (Lepus corsicanus, der trotz seines Namens aus Italien stammt, Lepus europaeus und Lepus granatensis) sowie das Wildkaninchen angesiedelt. Der autochthone Sardische Pfeifhase (Prolagus sardus) starb dagegen in historischer Zeit aus. Die Mäuseverwandtschaft ist mit Haus- und Wanderratte sowie Wald- und Hausmaus vertreten, die Bilche mit Sieben- und Gartenschläfer. Alte Ansiedlungen, die zwischen dem 6. und 2. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung stattfanden, brachten den Igel, zwei Spitzmausarten, Fuchs und Baummarder auf die Insel. Auch beim zuvor während der letzten Eiszeit ausgestorbenen Wildschwein handelt es sich um eine sehr alte Wiederansiedlung, wobei die Ausgangstiere vermutlich domestiziert waren. Heute ist die Art weit verbreitet, wobei sie ihren hauptsächlichen Lebensraum, die Kastanienselven mit etwa 30'000 halbwilden Hausschweinen teilen muss. Auch der Rothirsch starb während der letzten Eiszeit auf Korsika aus. Es wird vermutet, dass der heutige Korsische Rothirsch von den Römern wieder auf der Insel angesiedelt wurde. In den 1970er-Jahren starb er hier als Folge nicht-nachhaltiger Bejagung wiederum aus, ab 1998 wurde er mit aus Sardinien stammenden und seit 1985 in Gattern vermehrten Tieren wieder angesiedelt. Bereits in der Jungsteinzeit wurde das Mufflon vom Menschen auf die Insel gebracht, wobei sich die Gelehrten darüber streiten, ob es sich bei den ursprünglichen Tieren um Vertreter einer Wildform oder eines primitiven Hausschafs handelte, die danach verwilderten. Um 1900 gab es auf der Insel rund 4'000 Mufflons. Als Folge von Waldbränden und Wilderei schrumpfte der Bestand bis 1970 auf wenige Tiere. Danach wurde der Schutz intensiviert, und 2021 gab es im Bavella-Massiv in Südkorsika wieder 400-500 und am Monte Cintu in Nordkorsika wieder 400 Individuen. Durch Wiederansiedlungen wird die Verbreitung des Mufflons ausgeweitet [2; 4; 7; 8; 10]. Die Liste der auf Korsika vorkommenden Vogelarten umfasst (Stand August 2024) 382 Arten, darunter ein Endemit, 28 global gefährdete und sieben eingeführte Arten. Die endemische Art ist der Korsenkleiber (Sitta whiteheadi), der mit einer Gesamtpopulation von etwa 2'000 Brutpaaren hochstämmigen Kiefernwäldern besiedelt. Er gilt als gefährdet (Rote Liste: VULNERABLE). Hauptursachen dafür sind Waldbrände und das Einschlagen von alten Kiefern. Seit der Jahrtausendwende ist der Bestand des Bartgeiers auf nur noch vier Brutpaare zurückgegangen, die in den letzten Jahren keine Jungvögel mehr aufziehen konnten, was auf einen Rückgang der Nahrungsquellen oder auf Inzucht zurückgeführt wird. Seit 2016 werden Bartgeier aus dem Europäischen Zuchtprogramm ausgewildert und es wird versucht, die Nahrungsverfügbarkeit zu verbessern [1; 2; 6; 7]. Die Herpetofauna Korsikas ist dautlich artenärmer als die des Festlandes und auch die der größeren Nachbarinsel Sardinien. Die Amphibien sind mit sieben Arten, Korsischer Gebirgsmolch (Euproctus montanus, endemisch), Feuersalamander, Sardischer Scheibenzüngler (Discoglossus sardus), Korsischer Scheibenzüngler (D. montalentii, endemisch), Wechselkröte, Tyrrhenischer-Laubfrosch (Hyla sarda) und Kleiner Wasserfrosch, vertreten, die Reptilien mit elf Arten: Griechische Landschildkröte, Europäische Sumpfschildkröte, Mauergecko (Tarentola mauritanica), Europäischer Halbfingergecko (Hemidactylus turcicus), Europäischer Blattfingergecko (Euleptes europaea), Tyrrhenische Kieleidechse (Algyroïdes fitzingeri), Tyrrhenische Gebirgseidechse (Archaeolacerta bedriagae), Tyrrhenische Mauereidechse, die in jüngerer Zeit vom Menschen eingeschleppte Ruineneidechse (Lacerta sicula), Zornnatter (Hierophis viridiflavus) und Ringelnatter. Bis anfangs des 20. Jahrhunderts gab es auf Kosika auch Nistplätze der Unechten Karettschildkröte [2]. Die Süßwasserfischfauna Korsikas besteht derzeit aus 32 Arten, von denen 12 autochthon und 20 eingeführt sind [2; 6; 7]. Vor den Küsten Korsikas sind 10 Walarten anzutreffen, vom kleinen Gewöhnlichen Delphin (Delphinus delphis) bis zum 20 m langen Pottwal (Physeter macrocephalus) und dem maximal 26 m langen Finnwal (Balaenoptera physalus). Die korsische Population der früher im Mittelmeer omnipräsenten Mönchsrobbe (Monachus monachus) verschwand zwischen 1970 und 1975. Zuvor war sie bei Calvi und in einigen Höhlen von Bonifacio anzutreffen gewesen und zuletzt auf dem vor der Westküste gelegenen Inselchen Gargalu und an der Spitze der Halbinsel Scandola in der Nähe von Porto [5].
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