Braune Hyäne

Braune Hyäne (Hyaena brunnea) im Opel-Zoo Kronberg
© Thomas Kauffels, Opel Zoo

Überordnung: LAURASIATHERIA
Ordnung: Raubtiere (CARNIVORA)
Taxon ohne Rang: Landraubtiere (FISSIPEDIA)
Unterordnung: Katzenartige (Feliformia)
Familie: Hyänen (Hyaenidae
Unterfamilie: Eigentliche Hyänen (Hyaeninae)

D NT 650

Braune Hyäne, Schabrackenhyäne, Strandwolf

Hyaena (= Parahyaena) brunnea • The Brown Hyena • La hyène brune

112 006 002 001 hyaena brunnea kronbg PDBraune oder Schabrackenhyäne (Hyaena (= Parahyaena) brunnea), Opel-Zoo Kronberg © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

112 006 002 001 hyaena brunnea mapApproximative Verbreitung der Schabrackenhyäne (Hyaena (= Parahyaena) brunnea)

112 006 002 001 hyaena brunnea prag KR1Braune oder Schabrackenhyäne (Hyaena (= Parahyaena) brunnea) im Zoo Prag © Klaus Rudloff, Berlin

112 006 002 001 hyaena brunnea santiago PD1Braune oder Schabrackenhyäne (Hyaena (= Parahyaena) brunnea) im Zoo von Santiago de Chile © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

112 006 002 001 hyaena brunnea santiago PD2Braune oder Schabrackenhyäne (Hyaena (= Parahyaena) brunnea) im Zoo von Santiago de Chile © Peter Dollinger, Zoo Office Bern

112 006 002 001 hyaena brunnea prag wDreierBraune oder Schabrackenhyäne (Hyaena (= Parahyaena) brunnea) im Zoo Prag © Wolfgang Dreier, Berlin

112 006 002 001 hyaena brunnea prag wDreier2Braune oder Schabrackenhyäne (Hyaena (= Parahyaena) brunnea) im Zoo Prag © Wolfgang Dreier, Berlin

112 006 002 001 hyaena brunnea prag wDreier3Braune oder Schabrackenhyäne (Hyaena (= Parahyaena) brunnea) im Zoo Prag © Wolfgang Dreier, Berlin

112 006 002 001 hyaena brunnea TPB KR1Braune oder Schabrackenhyäne (Hyaena (= Parahyaena) brunnea) im Schnee im Tierpark Berlin © Klaus Rudloff, Berlin

112 006 002 001 hyaena brunnea TPB wDreier1Braune oder Schabrackenhyäne (Hyaena (= Parahyaena) brunnea) im Tierpark Berlin © Wolfgang Dreier, Berlin

112 006 002 001 hyaena brunnea kronbg archivopelzooBraune oder Schabrackenhyäne (Hyaena (= Parahyaena) brunnea) im Opel-Zoo Kronberg © Archiv Opel-Zoo

112 006 002 001 hyaena brunnea CITESBraune oder Schabrackenhyäne (Hyaena (= Parahyaena) brunnea). Zeichnung von Peter DOLLINGER für das CITES Identification Manual Vol. 1a

112 006 002 001 hyaena brunnea BREHM"Schabrakenhiäne (Hyaena brunnea)". Bild aus aus Brehms Thierleben (1882-1887)

 

Weitere Bilder bei BioLib

Die in ihrem Ursprungsgebiet potenziell gefährdete Braune Hyäne war in europäischen Zoos nie häufig, hat nur an wenigen Orten efolgreich gezüchtet und ist gegenwärtig (2018) nur noch in zwei Zoos zu sehen.

Körperbau und Körperfunktionen

Die Braune Hyäne ist kleiner als die Tüpfelhyäne. Die Kopf-Rumpflänge beträgt bei den Rüden im Mittel 123 (110-136) cm und die Schulterhöhe 79 cm, die Fähen sind rund 117 cm lang und 74 cm hoch. Der Schwanz wird 19-27 cm lang. Das Körpergewicht beträgt rund 40 (28-47.5 kg).

Der Kopf ist groß mit massiver Schnauze und langen, zugespitzten Ohren. Das struppige, langhaarige  Fell ist dunkelbraun bis schwarz mit helleren, quergestreiften Beinen und einer hellen Nacken- und Halsmähne. Im Gegensatz zur Tüpfelhyäne haben die Fähen "normal" augebildete äußere Geschlechtsorgane und keinen Pseudopenis [2; 3; 7].

Verbreitung

Südliches Afrika: Angola, Botswana, Lesotho, Mosambik, Namibia, Simbabwe, Südafrika, eventuell Swasiland [2; 6].

Lebensraum und Lebensweise

Der Braune Hyäne besiedelt Trockengebiete mit einem Jahresniederschlag von unter 100 bis etwa 700 mm, einschließlich den Küstenstreifen der Namib-Wüste, Halbwüsten, Trocken- und Dornsavannen, Trockenwälder und Bushveld [6].

Im Gegensatz zu den Tüpfelhyänen, die durch ihr Heulen, ihr "Gelächter" und zahlreiche andere Laute auffallen, sind die einzeln oder in kleinen Sippen lebenden Braunen Hyänen eher ruhige Tiere. Die häufigsten Laute sind ein Knurren und Brüllen im Kampf und ein raues Winseln der Welpen beim Betteln [1; 2].

Etwa zwei Drittel der Braunen Hyänen gehören zu Clans, die bis zu 14 Mitglieder umfassen können. Sie gehen aber einzeln auf Nahrungssuche, wobei sie jeweils große Distanzen zurücklegen. Sie fressen überwiegend Aas, darunter an der Küste Namibias hauptsächlich tote Robben. Sie versuchen aber auch - oft erfolglos - kleinere Landiere zu töten und ergänzen ihre Nahrung durch Straußeneier, Insekten und Früchte. Mit ihrem kräftigen Gebiss können sie Röhrenknochen zerkleinern, um an das Mark zu gelangen. Ihr Verdauungsapparat erlaubt ihnen, auch ganze Knochen zu verdauen. Überschüssige Nahrung wird versteckt [1; 2; 7].

Im Rahmen einer Dissertation wurde festgestellt, dass die Hyänen bei den Seebärenkolonien im Sperrgebiet Namibias während der Wurfzeit nicht nur verendete Welpen frassen, sondern es trotz leichter Verfügbarkeit dieser Nahrungsquelle vorzogen, Jungrobben zu töten. Dies taten sie ganzjährig, wobei oft mehr Seebären getötet wurden, als die Hyänen fressen konnten, und häufig wurde nur ein Teil der Beute verzehrt, vorzugsweise das Gehirn. Es wurde angenommen, dass die saisonal geringere Verfügbarkeit von Jungrobben die Bestandsgröße der Hyänen begrenzt [9].

Es gibt keine feste Forpflanzungszeit. Die Weibchen paaren sich in der Regel mit einem Rüden, der nicht zum eigenen Clan gehört. Nach einer Trächtigkeit von 95-97 Tagen werden 2-3 (1-6) ziemlich weit entwickelte Welpen mit einem Geburtsgewicht von 630-820 g geboren. Diese öffnen die Augen mit 5-7 Tagen, nehmen ab dem 8. Tag erstmals feste Nahrung zu sich und machen ab dem 9.-12. Tag die ersten Gehversuche außerhalb des Baus. Alle Clanmitglieder helfen beim Füttern der Jungen mit [2; 3].

Gefährdung und Schutz

Die Braune Hyäne wird von der IUCN aufgrund einer Beurteilung aus dem Jahr 2014 als potenziell gefährdet eingestuft (Rote Liste: NEAR THREATENED).

Der Bestand ist mit rund 5'000-8'000 Individuen recht klein und nimmt gebietsweise ab, weil die Tiere immer noch häufig gejagt oder vergiftet werden, dem Straßenverkehr zum Opfer fallen, oder weil ihr Lebensraum abnimmt. Obwohl sie sich nur selten an Haustieren vergreift, wird sie von vielen Farmern als Problem wahrgenommen, und wurde namentlich in den Schaf- und Ziegenzuchtgebieten in Namibia gebietsweise ausgerottet [4].

Die Braune Hyäne war bis 2000 in den CITES-Anhängen aufgeführt. Seitdem ist der internationale Handel wegen mangelnder Relevanz nicht mehr geregelt.

Zoogestütztes Artenschutzprojekt (Beispiel):

  • Ein internationales Forscherteam unter Beteiligung der Universität Potsdam, des Tierparks Berlin und des Berliner Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) hat erstmals die Genetik der Schabrackenhyäne untersucht. Die Ergebnisse der 2018 veröffentlichten Studie zeigen, dass der Bestand seit einer Million Jahren kontinuierlich abnimmt und die Schabrackenhyänen überraschenderweise die bei Säugetieren geringste bisher gefundene genetische Variabilität aufweisen. Auf ihre Gesundheit scheint das aber keinen negativen Einfluss zu haben [8].

Bedeutung für den Menschen

Knochen und andere Körperteile der Braunen Hyäne werden in der afrikanischen Volksmedizin und für rituelle Zwecke verwendet. Da die Hyänen gelegentlich Schafe und Ziegen töten, werden sie gebietsweise von den Viehhaltern geschossen, in Schlingen gefangen oder vergiftet [6].

Haltung

Im Vergleich zu anderen feliformen Raubtiere werden Hyänen sehr alt. Im Zoo von Pretoria starb eine als Jungtier der Natur entnommene Braune Hyäne im Alter von 31 Jahren und 11 Monaten [5].

Haltung in europäischen Zoos: Die Art wird nur noch ganz vereinzelt gehalten. Im deutschsprachigen Raum gibt es nur eine Haltung im Wildkatzenzentrum Felidae in Barnim. Für Details siehe Zootierliste.

Es gibt kein Europäisches Erhaltungszuchtprogramm (EEP) für die Braune Hyäne.

1866 verzeichnete der Artis Zoo Amsterdam die erste Geburt in Europa, wobei das Jungtier allerdings nicht überlebte. Im Zoo Basel erwiesen sich zwei 1950 importierte, unter beengten Verhältnissen im alten Raubtierhaus gehaltene Tiere als sehr stressempfindlich. Durch ein Zurücksetzen der Publikumsbarriere von 3 auf 6 m konnte die Situation etwas verbessert werden.

Im neuen, 1955 eröffneten, mittlerweile aber bereits wieder abgerissenen Raubtierhaus des Zoologischen Gartens Basel wurden die Hyänen in zwei abgeschirmten, nur durch Glasscheiben einsehbaren Gehegen gehalten, wo sie sich beruhigten und 1956 die verbesserte Haltung mit der europäischen Erstzucht dankten. In der Folge kam es zu weiteren Geburten, wobei ein Teil der Welpen aufgezogen und an andere Zoos abgegeben werden konnte.

Der Leipziger Zoo zog von 1966 (deutsche Erstzucht) bis 19-74 rund ein Dutzend Braune Hyänen auf und später kam es zu ein paar Geburten im Prager Zoo. Ansonsten war die Zucht wenig erfolgreich.

Forschung im Zoo: Hyänen sind immer wieder Gegenstand von Forschungsarbeiten im Zoo. Im Rahmen einer tiermedizinischen Dissertation aus dem Jahr 2000 wurden mehr als 200 wissenschaftliche Publikationen aus 14 Zoos gefunden [4].

Mindestanforderungen an Gehege: Nach Säugetiergutachten 2014 des BMEL soll ein Außengehege für ein Paar mindestens eine Fläche von 200 m² aufweisen. Für jedes weitere Tier ist die Fläche um 100 m² zu vergrößern. Angaben zu Innengehege fehlen, abgesehen davon, dass bei Haltung mit Schutzhütte Einstreu erfoderlich sei.

Die Schweizerische Tierschutzverordnung (Stand 01.06.2024) schreibt für 1-2 Tiere ein Außengehege mit einer Grundfläche von 200 m² vor, für jedes weitere Adulttier kommen 20 m² dazu. Pro Tier ist eine individuelle Schlafbox von 4 m² anzubieten.  Es muss ein Abtrenngehege vorhanden sein. Bei Neuanlagen sind allfällige neue Erkenntnisse mitzuberücksichtigen.

Nach der 2. Tierhaltungsverordnung Österreichs (Stand 2024) ist für 1-2 Tiere ein Außengehege von 300 m² erforderlich, für jedes weitere 10 m² zusätzlich. Pro Tier ist eine individuelle Schlafbox von 4 m² anzubieten. Es müssen Abtrennmöglichkeiten vorhanden sein.

Taxonomie und Nomenklatur

Die Braune Hyäne wurde 1820 vom schwedischen Naturforscher Carl Peter THUNBERG unter dem Namen Hyaena brunnea erstmals wissenschaftlich beschrieben.

Sie hat keine Unterarten. Aufgrund der Interpretation von molekulargenetischen Untersuchungen wird sie seit 2006 oft als eigene Gattung Parahyaena angesehen [6; 7].

Literatur und Internetquelle

  1. GRZIMEK, B. (Hrsg. 1970)
  2. MILLS, G & HES, L. (1999)
  3. PUSCHMANN, W., ZSCHEILE, D., & ZSCHEILE, K. (2009)
  4. RUCH, P. (2000)
  5. WEIGL, R. (2005)
  6. WIESEL, I. (2015). Parahyaena brunnea. The IUCN Red List of Threatened Species 2015: e.T10276A82344448. http://www.iucnredlist.org/details/10276/0. Downloaded on 19 June 2018.
  7. WILSON, D. E. et al. eds. (2009-2019)
  8. WESTBURY, M.V., HARTMANN, S., BARLOW, A. et al. (2018)
  9. WIESEL, I. (2006)