Megalithen von Stonehenge. Mit dem Bau der Anlage wurde vor ca. 5'000 Jahren begonnen
© Peter Dollinger, Zoo Office Bern
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AllgemeinesZu dem im Nordostatlantik gelegenen Archipel der Britischen Inseln gehören Großbritannien, Irland, die Inneren und Äußeren Hebriden, die Shetlandinseln, die Orkneyinseln, die Isle of Man, die Scilly-Inseln, Anglesey und die Isle of Wight. Die im Ärmelkanal gelegenen Kanalinseln mit Jersey, Guernsey, Alderney und Sark werden, trotz ihrer politischen Zugehörigkeit, geografisch meistens nicht zu den Britischen Inseln gerechnet. Gesamthaft haben die Inseln einen Fläche von 315'159 km2 und rund 72 Millionen Einwohner. Über 70% der Fläche (229'850 km²) fallen auf Großbritannien, gegen 27% (84'421 km² auf Irland. Die ca. 500 Inseln der Inneren und Äußeren Hebriden umfassen 7'285 km², die rund 100 Shetland-Inseln 1'467 km², die etwa 70 Orkney-Inseln 990 km², Anglesey mit Nebeninseln 712 km², Man 574 km², Wight 380 km² und die fünf größeren Inseln und etwa 140 Inselchen der Scillys 16 km². Zu Irland gehören etwa 250 Inseln von denen ca. 15 größer als 100 ha sind. Am größten ist Achill Island mit einer Fläche von 146 km². Die höchsten Berge der Britischen Inseln sind in Schottland der Ben Nevis (1'345 m ü. M.), in Wales der Snowdon (1'085 m. ü. M.), in Irland der Corrán Tuathail (1'039 m. ü. M.) und in England der Scafell Pike (978 m. ü. M.). Die bedeutendsten Fließgewässer sind der in der Republik Irland gelegene, ca. 370 km lange Shannon, der Severn in Wales/West-England mit 254 km, die Themse in Südengland mit 346 km, der Trent in Mittelengland mit 297 km und in Schottland der Tay mit 193 km. Die Mündungen und Unterläufe dieser Flüsse sind stark durch die Gezeiten beeinflusst. Namhafte Seen gibt es nur in Schottland. Der größte ist der durch sein angebliches Monster bekannt gewordene Loch Ness, dessen Fläche von 56 km² etwa der des Starnberger Sees entspricht. Ursprünglich ein Teil von Kontinentaleuropa, wurde Irland vor etwa 16'000, Großbritannien aber erst vor etwa 8'000 Jahren durch den nacheiszeitlichen Meeresanstieg vom Festland getrennt. Dies hatte einen Einfluss auf den Artenreichtum der Inseln, der in Irland mit 26 einheimischen Landsäugetieren (ohne Fledermäuse) bedeutend kleiner ist als in Großbritannien. So fehlten dort etwa Mauswiesel, Iltis, Feldhase, Reh, Elch und Auerochse [5; 12]. Vegetation und CharakterpflanzenNach der letzten Eiszeit waren die Britischen Inseln nahezu vollständig von Wald bedeckt. Hauptsächlich handelte es sich um sommergrüne Laubwälder mit Stieleichen und Hängebirken, oder auf Kalkböden Eschen, als verbreitetsten Baumarten. Im schottischen Hochland gab es boreale Nadelwälder mit der Waldkiefer als Leitart, und entlang der Westküsten Irlands und Großbritanniens gediehen unter dem Einfluss des Golfstroms und der hohen Niederschlagsmengen gemäßigte, von Traubeneichen dominierte Regenwälder. Heute sind diese Wälder bis auf marginale Reste verschwunden. In den Highlands breiten sich große baumlose Heiden aus, in den tiefer gelegenen Regionen hauptsächlich Acker- und Weideland und gelegentlich Koniferen-Forsten, wobei es auch hier noch einige Heidelandschaften gibt, wie z.B. Dartmoor und Exmoor, die beide als Nationalparks geschützt sind [14]. Typisch für das Kulturland sind die zahlreichen, oft sehr alten Hecken. Seit 1950 sind davon etwa 190'000 Kilometer verschwunden, aber es sind immer noch 800'000 km vorhanden, die einen wichtigen Rückzugsort für Kleinsäuger, Vögel, Waldeidechsen (Zootoca vivipara) und Wirbellose bilden [14]. Im Nordwesten Irlands und Schottlands, namentlich auf den Äußeren Hebriden gibt es den sogenannten "Machair", ein nebst Dünen und Sümpfen über Jahrtausende als kleinräumiges Mosaik von Acker- und Weideland bewirtschafteter, küstennaher Bodenmischtyp mit Muschelsand- und Torfanteilen, der sich durch eine besonders artenreiche Vegetation auszeichnet. Diese bildet die Basis für ein breites Spektrum an Tierarten, namentlich Insekten und Vögeln, darunter etwa der Wachtelkönig oder die Sumpfohreule (Otus flammeus) [8]. In Lagunen und in oder unterhalb der Gezeitenzone vor den Westküsten der Britischen Inseln finden sich ausgedehnte Seegraswiesen (hauptsächlich Zostera angustifolia, Z. marina, Z. noltii, Ruppia maritima), die gegenwärtig durch den Klimawandel bedroht sind [10]. TierweltIn historischer Zeit ausgerottet wurden Braunbär, Wolf und Luchs. Die Wildkatze hat nur in kleiner Zahl in Gebieten über 650 m.ü.M. in Schottland überlebt, auch der Baummarder kommt nur noch im Schottischen Hochland, in Irland und kleinen Gebieten in Nordengland und Wales vor. Dachs und vor allem Rotfuchs sind weitverbreitet und auch in urbanen Gebieten häufig. Das Hermelin ist v.a. in Gebieten mit Hecken und Trockenmauern anzutreffen. Der Fischotter war in den 1950er-Jahren wegen übermäßiger Bejagung und dem Einsatz von Pestiziden beinahe ausgestorben, hat sich seitdem aber wieder erholt, wozu auch Bestandsstützungen und Wiederansiedlungen beitrugen. Er besiedelt nicht nur Süßgewässer, sondern auch die Meereküste und ist auch auf kleineren Inseln, wie den Shetlands und Orhneys anzutreffen. Das Wildschwein wurde im Mittelalter ausgerottet, gegen Ende des 20. Jahrhunderts hat sich in England aus entwichenen oder illegal ausgesetzten Tieren wieder ein Bestand von über 2'600 Tieren gebildet. Auf den Britischen Inseln leben sechs Cervidenarten: Reh und Rothirsch sind heimisch, der Rothirsch hat seine Hauptverbreitung heute in Schottland. Der Damhirsch wurde im Mittelalter von den Normannen angesiedelt, der Sikahirsch um 1860, Chinesischer Muntjak und Chinesisches Wasserreh im 20. Jahrhundert. 2022 wurden in der Grafschaft Kent Wisente angesiedelt, obwohl die Art auf den Britischen Inseln nie vorkam. Allerdings gab es im Pleistozän eine verwandte Art, den Bison schoetensacki. Das amerikanische Grauhörnchen wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingeführt. Es verhält sich invasiv, hat allein in Großbritannien einen Bestand von 2.7 Millionen und verdrängt das einheimische Eichhörnchen, dessen Bestand auf weniger als 300'000 gesunken ist. Drei weitere eingeführte invasive Arten sind Wildkaninchen, Nutria und Amerikanischer Mink (Neogale vison). Der Schneehase kommt als Eiszeitrelikt in Schottland und Irland vor und wurde auf Shetland, Orkney, der Isle of Man, und im englischen Peak District, angesiedelt. Der Feldhase wurde in Irland angesiedelt. Der Biber wurde zu Beginn der Neuzeit ausgerottet und vor wenigen Jahren wiederangesiedelt. Die Haselmaus (Muscardinus avellanarius) ist als einzige Schläferart auf den Britischen Inseln heimisch. Sie kommt natürlicherweise in England und Wales vor. In 17 Grafschaften ist sie ausgestorben und wird jetzt dort wieder angesiedelt. 2010 wurde sie erstmals in Irland nachgewiesen, wobei unklar ist, ob die Ausgangstiere der dortigen Population absichtlich ausgesetzt oder unabsichtlich eingeschleppt worden sind. Der Siebenschläfer wurde 1902 von Baron Walter Rothschild auf seinem Landgut in Hertforshire angesiedelt und hat bis heute einen Bestand von ca. 23'000 Tieren aufgebaut. Die Bestände des Igels nehmen seit dem Jahr 2000 in England deutlich ab. In Irland gibt es 9, in Grossbritannien 13 Fledermausarten [9; 14; 15; 17; 19]. Die British Bird List umfasste Ende 2023 total 633 Vogelarten. Davon sind rund 268 Arten Brutvögel. Als häufigste Art gilt der Zaunkönig (Troglodytes troglodytes) mit ca. 11 Millionen Brutpaaren. An zweiter Stelle steht das Rotkehlchen mit 7.35 Millionen Brutpaaren. Der Haussperling nimmt dramatisch ab und hat noch einen Bestand von 5.3 Millionen Brutpaaren. Irland weist 209 Brutvogelarten auf Die auf den Britischen Inseln endemische Alpenkrähe ist auf Irland, die Isle of Man, und Teile von Wales und Schottland beschränkt und hat nach einer Abwesenheit von 50 Jahren im Jahr 2002 Cornwall wieder besiedelt. Die zu den Äußeren Hebriden gehörenden Shiant-Inseln sind eine der wichtigsten Brutkolonien für Seevögel in Europa. Jedes Jahr brüten hier etwa 10 Prozent der Papageientaucher und 7 Prozent der Tordalken. Auch Trottellummen und Dreizehenmöwen (Rissa tridactyla) nisten in großer Zahl. Auf den Inseln wurde kürzlich das Seabird Recovery Project (2014-2018) abgeschlossen, das eine Ausrottung der Hausratte beinhaltete und nun Seevögeln wie Atlantik-Sturmtauchern (Puffinus puffinus) und Sturmschwalben (Hydrobates pelagicus) die Möglichkeit bietet, neue Kolonien zu gründen. Ein anderes, touristisch erschlossenes Zentrum für Vogel- und Kegelrobben-Beobachtungen ist die nur 45 ha große Isle of May im Firth of Forth vor der Ostküste Schottlands. Hier brüten nebst u.a. Eiderenten, Dreizehenmöwen, Tordalken, Lummen und Krähenscharben 46'000 Papageientaucher-Paare [3; 4; 11; 13; 18; 20]. Nach zwei gescheiterten Versuchen in den 50/60er Jahren gelang es 1975, den Seeadler wieder anzusiedeln. Seitdem hat er sich entlang der Westküste Schottlands ausgebreitet. Die Vögel wurden in zwei Etappen (1975 und 1985) aus Norwegen eingeführt und 1983 kam es zur ersten Brut. 2007 wurden weitere Seeadler aus Norwegen an der schottischen Ostküste angesiedelt. Heute gibt es in Schottland schätzungsweise 152 Seeadlerpaare. Weitere Projekte laufen oder sind vorgesehen in England (Isle of Wight) und Wales [9]. Namentlich in England sind zahlreiche Vogelarten absichtlich freigelassen worden oder sind aus Haltungen entflogen. Viele davon sind wieder ausgestorben. Drei, Nonnengans, Nilgans und Kleiner Halsbandsittich, sind so häufig, dass sie mittlerweile als Teil der britischen Fauna angesehen werden. Von 2015-20 gab es in Großbritannien Brutnachweise von 18 nicht-einheimischen Vogelarten, bei vier weiteren bestand Brutverdacht oder es waren Mischpaare mit einer einheimischen Art. Mehrheitlich handelte es sich um Gänse- (11 Arten) oder Hühnervögel (6 Arten). Nur vier Arten brüteten in jedem Jahr mit jeweils mehr als zehn Paaren: Schwarzschwan, Kolbenente, Moschusente und Mönchssittich. Überraschenderweise schien nur eine Art, die Kolbenente, im Bestand zuzunehmen, während bei acht Arten ein Rückgang festgestellt oder vermutet wurde. Die Schwarzkopf-Ruderente und der Mönchssittich sind in Großbritannien aufgrund staatlicher Kontrollprogramme fast ausgestorben, und der letzte männliche Amherstfasan starb 2016, was offenbar die 120-jährige Brutgeschichte dieser Art in Großbritannien beendete. Der Goldfasan kann sich, vermutlich als Folge anhaltender illegalerAussetzungen, in geringer Zahl halten. Jährlich werden im Mittel 47 Millionen Jagdfasane und 10 Millionen Rothühner für jagdliche Zwecke ausgewildert [15]. Die Herpetofauna Irlands umfasst lediglich drei Arten: Teichmolch, Grasfrosch und Waldeidechse (Zootoca vivipara). In Großbritannien gibt es zusätzlich Kamm- und Fadenmolch (Triturus helveticus), Erdkröte, Blindschleiche (Anguis fraglis), Ringelnatter sowie, nur in Südengland, Zauneidechse und Glattnatter . Als landesfremde Art kommt in England der Amerikanische Ochsenfrosch vor, der sich hier 1999 erstmals fortgepflanzt hat [1; 16]. Die Flüsse und Seen Großbritanniens werden von etwa 42, jene Irlands von 29 einheimischen Fischarten besiedelt. Am weitesten verbreitet ist die Bachforelle, währenddem der Dreistachlige Stichling im weitesten Spektrum an Lebensräumen vorkommt [6; 7]. In den britischen und irischen marinen Territorialgewässern sind 7 Bartenwal-, 18 Zahnwal- und 7 Robbenarten anzutreffen. Um die 3'000 Kegelrobben und 800-1'000 Seehunde leben im Unterlauf der Themse [2]. Eine imposante, jahreszeitlich vorkommende Art ist der von Plankton lebende Riesenhai (Cetorhinus maximus). Ansonsten siehe zur Meeresfischfauna das Blatt Nordatlantik.
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Literatur und Internetquellen
- ARNOLD, E.N. & BURTON, J.A. (1978)
- BBC NEWS vom 06.09.2021
- BIRDLIFE DATA ZONE
- BRITISH ORNITHOLOGISTS UNION
- EDWARDS, R.J. & BROOKS, A.J. (2008)
- FRESHWATER HABITATS TRUST
- INLAND FISHERIES IRELAND
- LOVE, J.A. (2009)
- REWILDING BRITAIN
- SCOTTISH WILDLIFE TRUST
- SHIANT ISLANDS
- STURT, GARROW, D. & BRADLEY, S. (2013)
- THE BREEDING BIRD SURVEY 2020
- WOODLAND TRUST
- EATON et al. (2023)
- FROGLIFE
- MARNELL, F., LAWTON, C. & SHEEHY, E. (2013)
- MOST COMMON BIRDS IN THE UK
- PEOPLE'S TRUST FOR ENDANGERED SPECIES
- THE CORNISH CHOUGH